Abstract
ZusammenfassungWährend der COVID-19 Pandemie mussten Krankenhäuser und ihre Mitarbeitenden mit vielfältigen Paradoxien umgehen, die als permanente Widersprüche unterschiedlicher Erwartungen sichtbar wurden. Die systemtheoretisch informierte Analyse der Daten einer longitudinalen Prozessstudie eines Krankenhauses zum Umgang mit der Pandemie fokussiert auf das spannungsreiche Verhältnis zur Erwartung, sowohl COVID-19 als auch möglichst alle anderen Patienten zu behandeln, das die Paradoxie auf Ebene der Organisation als Spannungsfeld zwischen Einheiten illustriert. Die Analyse zeigt auf, dass diese Paradoxie drei zu berücksichtigende Dimensionen aufweist. Sachlich stehen unterschiedliche Alternativen zur Auswahl. Sozial gilt es, zwischen zentralen Vorgaben und dezentraler Akzeptanz von Entscheidungen zu balancieren. Zeitlich geht es um die Berücksichtigung der gegenwärtigen Situation und der künftigen Entwicklung. Diese Dreidimensionalität charakterisiert die praktische Herausforderung im Umgang mit einer Extremsituation wie der Pandemie, deren Beginn, Intensität, Dynamik und Dauer nicht prognostizierbar sind. Neben dieser praktisch relevanten Rekonstruktion liegt der theoretische Beitrag mit Blick auf die englischsprachige Literatur zu organisationalen Paradoxien darin, den dortigen Fokus auf eine Dimension auszudehnen und somit den Erklärungsraum der Forschung zu erweitern.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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