Abstract
ZusammenfassungChristine M. Korsgaard ist eine der einflussreichsten Stimmen der Gegenwartsphilosophie. In ihren Arbeiten zur Moralphilosophie Kants verteidigt sie diese gegen zwei Einwände: erstens, dass der kategorische Imperativ auf externe Werte angewiesen ist, mithin als formales Testverfahren scheitere, und, zweitens, dass Kant empfindungsfähige Wesen, die kein Vernunftvermögen besitzen, aus seiner Ethik ausgeschlossen habe und ausschließen musste. Den ersten Einwand glaubt Korsgaard durch eine spezifische Interpretation des kantischen Widerspruchsverständnisses zumindest partiell zurückweisen zu können. Wie ich zeigen werde, unterschätzt Korsgaard allerdings die Probleme, die die Allgemeine Formel des kategorischen Imperativs mit sich bringt. Den zweiten Einwand wiederum glaubt Korsgaard in Form einer immanenten Kritik entkräften zu können: Kant selbst hätte auf Grundlage seines transzendentalen Arguments für die Selbstzweckformel zu dem Schluss kommen können, dass Tiere Zwecke an sich sind. Meine Thesen lauten, (a) dass Korsgaards Kant-Auslegung nicht vom Text gedeckt ist, (b) ihr Regress-upon-the-conditions-Argument nicht zur Begründung einer interpersonellen Moral taugt und es (c) auch tierethisch nicht zum gewünschten Ziel führt.
Funder
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Publisher
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