Abstract
ZusammenfassungZiel dieses Aufsatzes ist es, den normativen Status der elterlichen Fürsorgearbeit zu klären: Fällt sie unter die Kategorie des Supererogatorischen, des Obligatorischen oder bewegt sie sich im Zwischenbereich der Quasi-Supererogation oder der erzwungenen Supererogation? Obwohl supererogatorische Akte eine große Affinität zu der selbstlosen Fürsorge haben, die nach weit verbreiteter Auffassung die Haltung von Eltern auszeichnet, wurde der Status der Elternschaft innerhalb der Supererogationstheorie kaum diskutiert oder sogar explizit ausgeklammert. Durch die Verbindung der Supererogationstheorie mit aktuellen Diskursen innerhalb der Familienethik wird die Frage diskutiert, inwieweit Elternschaft, elterliche Fürsorge oder einzelne im Rahmen der Elternschaft auftretenden Handlungen oder Haltungen als obligatorisch, supererogatorisch oder erzwungen supererogatorisch verstanden werden können. Dabei argumentiert der Beitrag für folgende vier Thesen: (1) Überhaupt Kinder zu bekommen, ist supererogatorisch; (2) Mit der Übernahme der Elternrolle entstehen weitreichende spezifische Verpflichtungen zur Wohltätigkeit, die außerhalb der Eltern-Kind-Beziehung als supererogatorisch gelten würden; (3) Bestimmte elterliche Handlungen und Haltungen können quasi-supererogatorisch oder supererogatorisch sein. (4) Paradoxerweise sind Eltern oft zu supererogatorischen Handlungen verpflichtet bzw. gezwungen. Das primäre Ziel des Beitrages liegt in der analytischen Klärung des ethischen Status’ parentaler Handlungen und Haltungen. Angesichts der besonderen moralischen Anforderungen an Eltern werden im letzten Abschnitt kurz erläutert, dass die Gesellschaft als ganze Hilfspflichten hat, Eltern darin zu unterstützen, ihre außergewöhnlichen Pflichten erfüllen zu können.
Funder
Technische Universität Berlin
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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