1. Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Biochem. Z.216, 330–335 (1929).
2. Vissert 'tHooft, F., u. F. de Leeuw, Cereal Chem.12, 213–229 (1935). Wir benutzen die Gelegenheit, die etwas einseitige Schrifttumsübersicht dieser Arbeit ein wenig zu ergänzen: Diacetyl entsteht in der Hitze aus Zuckern und zuckerartigen Stoffen, z. B. aus Glykolaldehyd, Dioxyaceton, Arabinose, Traubenzucker, Stärke und Zellstoff [Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Ber. dtsch. chem Ges.60, 1035 (1927); Schmalfuß, H., Forsch. u. Fortschr.7, 325–326 (1931); Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Mikrochem.11, 6–16 (1932)], und zwar unter weitgehendem Abbau; denn es gibt keinen unmittelbaren Weg z. B. vom Dioxyaceton mit 3 Kohlenstoffen zum Diacetyl mit 4 Kohlenstoffen. Wir prüften, wie weit wir uns von der Bauart der Zucker entfernen dürfen, unbeschadet der Tatsache, daß Diacetyl durch Hitze aus den betreffenden Stoffen entsteht. Dioxymaleinsäure, die wir zuerst in der Natur, und zwar im-Hornmohn, einem Verwandten des Mohns, auffanden [Schmalfuß, H., u. H. Rundshagen, Hoppe-Seylers Z.131, 166–167 (1923); Schmalfuß, H., u. K. Keitel, ebenda138, 156–163 (1924)], liefert beim Erhitzen, über Glykolaldehyd hinweg, Diacetyl [Barthmeyer, H., Diss. Hamburg 1927. S. 19; Schmalfuß, H., Angew. Chem.43, 502 (1930)]. Weinsäure ergibt ebenfalls beim Erhitzen Diacetyl, obwohl sie 2 Wasserstoffe mehr enthält als Dioxymaleinsäure. Dagegen entsteht aus nahe verwandten Säuren (Äpfelsäure, Bernsteinsäure und Fumarsäure) kein Diacetyl mehr [Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Hoppe-Seylers Z.176, 282–286 (1928)]. Auf Grund dieser erkenntnisse entdeckten wir Diacetyl im Tabakrauch, im gebrannten Kaffee und im Kakaopulver, im Caramel und im dunklen Bier [Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Biochem. Z.216, 330–335 (1929); diese Z.63, 283–288 (1932); Schmalfuß, H., u. A. Schaeffer, DRP. 554545; siehe auch Ochrymowicz, W., Poln. Pat. 18069; Neuberg, C., u. M. Kobel, Biochem. Z.275, 339–343, (1935)]. Daneben war meist die Vorstufe des Diacetyls, das Methyl-acetyl-carbinol, vorhanden.
3. , Was Hitze kann, das körnnen oft auch Fermente. So suchten und fanden wir Diacetyl und Methyl-acetyl-carbinol als Stoffwechselerzeugnisse im Honig der Bienen [Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, diese Z.63, 283–288 (1932)]. In saurer Milch fanden wir reichlich Diacetyl als Stoffwechselerzeugnis der Milchsäurebildner. Damit erkannten wir das Diacetyl zugleich als Butterduftstoff und gewannen es auch aus Butter [Schmalfuß, H., u. H. Barthmeyer, Hoppe-Seylers Z.176, 282–286 (1928); van Niel, C., A. Kluyver u. H. Derx, Biochem. Z.210 234 (1929); Schmalfuß, H., Allg. Öl- u. Fettztg28, 275–277 (1931); Schmalfuß, H., u. H. Schmalfuß, Margarine-Industr.25, 278–280 (1932)]
4. Als Stoffwechselerzeugnis von Säugetieren fanden wir Diacetyl und Methyl-acetyl-carbinol im Blut [Schmalfuß, H., W. Hinsch u. H. Schmalfuß, Hoppe-Seylers Z.227, 247–250 (1934)] daraus ausgesondert auch in frischester Milch [Schmalfuß, H., u. H. Schmalfuß, Margarine-Industr.25, 278–280 (1932)] und im Harn [Schmalfuß, H., Hoppe-Seylers Z.188, 279–280 (1930); Schmalfuß, H., u. H. Schaake, ebenda200, 169–172 (1931)], wenn auch nur in sehr kleinen Mengen. Im Harn wiesen wir außerdem noch die wasserstoffreichere Vorstufe des Methyl-acetyl-carbinols nach, das 2,3-Dioxybutan.
5. Unsere Versuche, Diacetyl als Butterduftstoff für Margarine zu verwenden, hatten Erfolg. Seit 1928 spielt das Diacetyl daher in der Wirtschaft eine Rolle: es wird hauptsächlich für Margarine benutzt, daneben auch für Zuckerwaren, Backwaren, Creme, künstlichen Schlagrahm, Speiseeis, Aufläufe, Fleischextrakt [Redgrove, H., Food Manuf.11, 411–412 (1936)] und Trinkbrausen. Selbst um Winterbutter im Duft der Sommerbutter anzugleichen, hat man zeitweise Diacetyl zugesetzt [Nottbohm, F., Molkereiztg.47, 317–319 (1933)]. Vgl. auch Masling, T., Mühlenlaboratorium6, 90–94 (1936).