Abstract
ZusammenfassungDie Beziehung zwischen Führungskraft und Beschäftigten gilt als wichtiger Einflussfaktor auf psychisches Wohlergehen am Arbeitsplatz. Mit Begriffen wie Toxic Leadership oder Abusive Supervision ist betriebliche Führung zuletzt häufiger in ihren dysfunktionalen Anteilen beschrieben worden. Der Artikel stellt die Ergebnisse eines systematischen Reviews zum Zusammenhang von destruktiven Führungsformen und psychischer Beschäftigtengesundheit dar. Auf Grundlage definierter Einschlusskriterien und einer systematischen Literaturrecherche konnten 36 Primärstudien identifiziert werden. Als Indikatoren für psychische Beeinträchtigungen wurden (1) subklinische Symptome psychischer Störungen (2) Burn-out und emotionale Erschöpfung sowie (3) allgemeine Merkmale für aversiv erlebte psychische Beanspruchung erfasst (z. B. erhöhtes Stresserleben). Es ergab sich eine gepoolte Effektstärke von r = 0,31 (CI95 0,26–0,37). Aufgrund der überwiegend querschnittlichen Studiendesigns, einiger Limitationen in der Erfassung destruktiver Führung sowie ermittelter Hinweise für das Vorliegen von Publikationsverzerrungen erfolgt eine methodenkritische Diskussion des gegenwärtigen Forschungsfeldes.Praktische Relevanz: Die Ergebnisse legen nahe, destruktive Führungsformen auch in Praxisfeldern verstärkt unter einer systemischen Perspektive zu betrachten. Eine Überwindung des Leader-Zentrismus wird als wichtige Voraussetzung zur Ableitung zielgerichteter Präventionsmaßnahmen diskutiert. Dazu könnte die Etablierung von Führungskräfte-Trainings gehören, die der Entwicklung destruktiver Führungsformen vorbeugen.
Funder
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Publisher
Springer Science and Business Media LLC