Einflussfaktoren und Folgen des Ausfalls gesetzlicher Ruhepausen bei Pflegekräften in Deutschland

Author:

Lohmann-Haislah Andrea,Wendsche Johannes,Schulz Anika,Schöllgen Ina,Pinzon Luis Carlos Escobar

Abstract

Zusammenfassung Der Pflegeberuf ist mit hoher körperlicher und psychischer Belastung verbunden. Infolgedessen finden sich in der Kranken- und Altenpflege erhöhte Risiken für körperliche und psychische Beschwerden. Dabei dürfte sich die Belastungssituation in den letzten Jahren aufgrund struktureller und organisationaler Veränderungen im Pflegebereich, gestiegenem Pflegeaufwand und Problemen mit einer ausreichenden Fachkräftesicherung verstärkt haben. Insofern ist es wichtig, solche Arbeitsmerkmale zu stärken, die beeinträchtigende Beanspruchungsfolgen zu mindern vermögen und damit eine gesunde und sichere Arbeit ermöglichen. Arbeitspausen stellen eine solche Arbeitsressource dar. In Deutschland sind Mindestpausenzeiten gesetzlich verpflichtend. Verschiedene Studien zeigten allerdings, dass Pausen bei Pflegetätigkeiten überdurchschnittlich häufig ausfallen, verkürzt werden oder zeitlich nicht wie geplant genommen werden können. Über Treiber und Folgen des Ausfalls von gesetzlichen Ruhepausen ist allerdings wenig bekannt. Dies motivierte zu der nachfolgenden Untersuchung. Grundlage der Auswertungen waren für Deutschland repräsentative Befragungsdaten von Erwerbstätigen, darunter Beschäftigte aus dem Bereich Kranken- und Altenpflege (N = 1003; Krankenpflege n = 685, Altenpflege n = 318), die im Rahmen der im Querschnitt angelegten 6. Welle der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 gewonnen wurden. Es zeigte sich, dass Pausen signifikant häufiger im Alten- und Krankenpflegebereich ausfallen als bei sonstigen Beschäftigten. Als Hauptgründe für den Pausenausfall werden sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege hohe Arbeitsmengen angegeben. Weitere Analysen zeigen, dass fehlende Informationen, Merkmale hoher Arbeitsintensität, Schichtarbeit, das Innehaben einer Führungsposition, mangelnde Selbstbestimmung beim Pausenzeitpunkt und Wochenendarbeit mit erhöhtem Pausenausfall einhergehen. Zudem lassen Beschäftigte mit einem unbefristeten Vertrag häufiger die Pause ausfallen, als die mit einem befristeten Vertrag. Bei Betrachtung psychosomatischer Beschwerden zeigt sich, dass die Beschäftigten in der Pflege mit Pausenausfall häufiger psychosomatische Beschwerden angeben als die ohne Pausenausfall, ebensolches gilt für die Muskel-Skelett-Beschwerden. Es wird aber auch deutlich, dass Pausen selbst unter hohen Arbeitsanforderungen diese negativen Beanspruchungsfolgen reduzieren können. Praktische Relevanz: Zur Sicherung der Versorgung im Gesundheitswesen sowie der Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit der dort arbeitenden Pflegekräfte sollte dem Ausfall von gesetzlichen Ruhepausen in Zukunft besser vorgebeugt werden.

Publisher

Springer Science and Business Media LLC

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