Author:
Kerschan-Schindl Katharina
Abstract
ZusammenfassungBei kritisch kranken PatientInnen, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedürfen, hat neben Inflammation, Medikation (zum Beispiel Glukokortikoide), Malnutrition und Vitamin-D-Mangel auch die Immobilisation besonders starke negative Auswirkungen auf Knochen- und Muskelstoffwechsel. Die Entkoppelung von Knochenresorption und -formation führt zu einem verstärkten Abbau von Knochenmasse und daher zu einer geringeren Belastbarkeit. Dies bedeutet bei erhöhtem Sturzrisiko ein gesteigertes Frakturrisiko, speziell bei der Remobilisation.Aus diesem Grund sollte trotz des akuten Geschehens nach der kardiorespiratorischen und neurologischen Stabilisierung der PatientInnen an die Frakturprävention gedacht werden. Eine Basismaßnahme ist die adäquate parenterale bzw. enterale Ernährung, wobei speziell auf ausreichende Zufuhr von Proteinen und Vitamin D zu achten ist. Wichtige Beiträge in der Protektion von Knochen und Muskel leisten ein gezieltes Training und eine frühzeitige Mobilisation. Auch wenn keine Osteoporosemedikamente für die Therapie bzw. Prävention der immobilisationsbedingten Osteoporose zugelassen sind, kann die Initiierung einer antiresorptiven Therapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab im Sinne einer Einzelfallentscheidung während des Intensivaufenthaltes in Erwägung gezogen werden. Nach dem Aufenthalt auf der Intensivstation sollte das individuelle Frakturrisiko bestimmt und ggf. eine osteoporosespezifische Therapie eingeleitet werden. Die Fortsetzung der rehabilitativen Maßnahmen (progressives Training, Sturzprophylaxe) und die den jeweiligen Bedürfnissen entsprechende Supplementation von Vitamin D und Kalzium sind weitere wesentliche Bausteine in der Frakturprävention der Betroffenen nach ihrem Intensivaufenthalt.
Funder
Medical University of Vienna
Publisher
Springer Science and Business Media LLC