Abstract
ZusammenfassungNur wenige Langzeitstudien beschreiben bislang musikalische Entwicklungsverläufe mit einem Fokus auf Begabungsforschung (Müllensiefen 2017). Diese Lücke will der vorliegende Beitrag schließen und anhand der Daten aus einer internationalen Langzeitstudie die Frage beantworten, wie hilfreich unterschiedliche Begabungsansätze für die Modellierung musikalischer Entwicklung sind. Dabei soll untersucht werden, wie sich verschiedene Definitionen musikalischer Begabung und deren statistische Umsetzung auf die Identifikation musikalisch Begabter auswirken. Hierfür werden klassische Begabungskriterien nach Gagné (1998) und der TAD-Ansatz (Preckel et al. 2020) zur Klassifizierung der Studienteilnehmer/innen verwendet und die Ergebnisse miteinander verglichen. In beiden Ansätzen erweisen sich fluide Intelligenz, Arbeitsgedächtniskapazität, die Persönlichkeitsdimension Offenheit und der Glaube an die Veränderbarkeit von Musikalität durch Training als robuste Prädiktoren. Als zentraler Unterschied zeigt sich, dass die perzeptuellen musikalische Fähigkeiten der Begabten, die nach traditionellen Kriterien ausgewählt wurden, ab dem ersten Messzeitpunkt sinkt. Die Ergebnisse werden mit Referenz auf das Phänomen der Regression zur Mitte diskutiert und legen nahe, dass die Analyse von Langzeitdaten unter Berücksichtigung des TAD-Ansatzes einen geeigneteren Ansatz für Entscheidungen über die musikalische Begabung von Jugendlichen darstellen.
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