Abstract
ZusammenfassungChronische Schmerzen stellen weltweit ein signifikantes sozialmedizinisches Problem mit hohen Folgekosten dar. Als eigenständige Erkrankung werden Schmerzsyndrome jedoch erst seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts angesehen. Schon in der Definition der International Association for the Study of Pain wird deutlich, dass Schmerz ein komplexes, kontextabhängiges, damit aber auch modifizierbares Phänomen darstellt. Die philosophische Herangehensweise an den Schmerz ist mindestens ebenso facettenreich und kann unter den verschiedensten Gesichtspunkten erfolgen. Im Folgenden soll eine Charakterisierung des Schmerzes unter Einbeziehung einer philosophischen – phänomenologisch und enaktivistisch geprägten – Perspektive angestrebt werden. Als Leitstruktur dieser Betrachtung soll das Konzept der leiblichen Grenze dienen: In welcher Beziehung stehen Schmerz und die Wahrnehmung der Leibesgrenzen zueinander? Handelt es sich um eine wechselseitige Einflussnahme? Und ist diese Wahrnehmung zugunsten des Schmerzpatienten modifizierbar? Anhand dieser Überlegungen wird auch deutlich werden, dass die beiden Wissenschaften – Neurowissenschaften und Philosophie – mitnichten Konkurrentinnen darstellen, sondern vielmehr Disziplinen, die sich gegenseitig informieren.
Funder
Universitätsklinikum Essen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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