Messung von schmerzbezogener Erlebensvermeidung: Analyse des Acceptance and Action Questionnaire-II-Pain bei Patienten mit chronischem Schmerz

Author:

Majeed Ronja,Faust Ira,Hüppe Michael,Hermann Christiane

Abstract

Zusammenfassung Einleitung und Fragestellung Erlebensvermeidung („experiential avoidance“) stellt einen zentralen störungsrelevanten Prozess im Rahmen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) dar. Zur Erfassung wurde der Acceptance and Action Questionnaire II (AAQ-II) entwickelt und in den Niederlanden für eine Patientengruppe mit chronischem Schmerz adaptiert und validiert (AAQ-II‑P). Hohe Werte im AAQ-II‑P bedeuten hohe schmerzbezogene Erlebensvermeidung. Ziel unserer Untersuchung ist die Erfassung von schmerzbezogener Erlebensvermeidung mit einer deutschen Version des AAQ-II‑P bei chronischen Schmerzpatienten und die Prüfung psychometrischer Merkmale des Messverfahrens. Methodik Der AAQ-II wurde mittels eines Vorwärts-Rückwärts-Verfahrens ins Deutsche übersetzt, für chronischen Schmerz adaptiert (AAQ-II‑P) und von 168 Patienten einer universitären Schmerzambulanz beantwortet. Zusätzlich wurden Daten zu schmerzbedingter Beeinträchtigung (CPG: Schweregrad nach von Korff) und Schmerzkatastrophisieren (PCS) erhoben sowie zu gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-12), Angst und Depressivität (HADS-D). Ebenfalls erfasst wurden allgemeine Persönlichkeitsmerkmale (BFI‑K) und habituelle Achtsamkeit (KIMS-S). Ausgewertet wurden Reliabilität und faktorielle Validität des AAQ-II‑P sowie seine Beziehung zu den anderen psychometrischen Verfahren. Ergebnisse Der AAQ-II‑P erzielte eine hohe interne Konsistenz mit α = 0,89 sowie eine eindimensionale Faktorenstruktur mit 61 % aufgeklärter Varianz. Geringe Korrelationen ergaben sich zu Persönlichkeitsdimensionen (maximal r = 0,44 zu Neurotizismus) und Achtsamkeit (maximal r = −0,43 zu Akzeptanz). Ein hoher Zusammenhang fand sich zu Schmerzkatastrophisieren (r = 0,75), Depression (r = 0,73) und Angst (r = 0,66). Die Beziehung zu Lebensqualität war am stärksten ausgeprägt auf der Psychischen Summenskala (r = −0,58). Diskussion und Schlussfolgerung Die deutsche Version des AAQ-II‑P hat eine gute Reliabilität und weist hinsichtlich Zuverlässigkeit und Faktorenstruktur hohe Vergleichbarkeit mit der Originalversion auf. Die Beziehungen zu den Skalen der psychometrischen Verfahren sind zumeist in erwarteter Richtung und Höhe. Patienten mit chronischem Schmerz und hoher schmerzbezogener Erlebensvermeidung tendieren deutlich zum Schmerzkatastrophisieren und zeichnen sich durch schlechtere psychische Lebensqualität aus. Dies spricht für die Relevanz des Konstrukts hinsichtlich therapeutischer Zielvariablen.

Funder

Justus-Liebig-Universität Gießen

Publisher

Springer Science and Business Media LLC

Subject

Anesthesiology and Pain Medicine,Neurology (clinical)

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