1. Diese Bezeichnung entspringt der quantenmäßigen Auffassung: Man denke sich statt des kontinuierlich emittierenden Resonators ein System von vielen Quanten-Emissions-Zentren, welche die voile Anfangsenergie W 0 nach dem radioaktiven Zerfallsgesetz in diskreten Elementarakten abgeben. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, zur Zeit t noch das Quant vorzufinden, proportional e−γt , und die mittlere Lebensdauer wird $$ \bar t\,\, = \,\,\frac{{\int\limits_0^\infty {t{e^{ - \gamma t}}dt} }}{{\int\limits_0^\infty {{e^{ - \gamma t}}} dt}}\,\, = \,\,\frac{1}{\gamma }\,\, = \,\,\tau \,. $$
2. W. Wien: Ann. Physik (4) Bd. 60 (1919) S. 597, Bd. 66 (1921) S. 229, Bd. 73 (1924) S. 483, Bd. 83 (1927) S. 1.
3. Es gibt Fälle, wo die mittlere Lebensdauer τ0 wesentlich großer ist als 10−8 sec. Die Quantentheorie deutet diese mit Hilfe des Begriffs des „metastabilen Zuständes“; das ist ein solcher, von dem aus überhaupt keine Übergänge zu niederen Zuständen möglich sind, wobei die Energie durch virtuelle Oszillatoren (Dipole) ausgestrahlt wird. Wohl kann aber eine viel langsamere Energieabgabe durch schwingende Quadrupole stattfinden. Für die indirekte Bestimmung solcher langen Lebensdauern gibt es verschiedene Methoden. Genannt sei ein von O. Stern und M. Vollmer [Physik Z. Bd. 20 (1919) S. 183] angegebenes Verfahren, das auf dem Nachleuchten der Fluoreszenz beruht: Die durch einen begrenzten Lichtstrahl angeregten Moleküle diffundieren aus dem Strahl heraus, die Lebensdauer läßt sich durch den Diffusionsweg messen. Mit dieser Methode hat O. Heil an NO2 Lebensdauern von 10−5 sec nachweisen können [Z. f. Physik Bd. 77 (1932) S. 563]. Naheres über Quadrupolstrahlung, die hier nicht behandelt wird, s. A. Rubinovicz u. J. Blaton, Erg. d. exakten Naturw. Bd. 11 (1932), S. 176.
4. Siehe hierzu M. Abraham: Theorie der Elektrizität, 5. Aufl., Bd. II Kap. 2 u. 3. Leipzig u. Berlin 1923. An spezieller Literatur vgl. G. A. Schott: Electromagnetic Radiation, and the Mechanical Reactions Arising from it. Cambridge 1912; K. Schwarzschild: Nachr. Ges. Wiss. Göttingen 1903 I S. 128, II S. 132, III S. 245; G. Herglotz: Ebenda 1903 S. 257; P. Hertz: Ebenda 1906 S. 229; A. Sommerfeld: Ebenda 1904 I S. 99, II S. 363; Sitzgsber. bayer. Akad. 1907 S. 155.
5. Ch. Doppler: Abh. d. K. Böhmischen Ges. d. Wiss. (5), Bd. II (1842) S. 465.