1. Die Bakteriophagen wurden von Holmes (1948) nach der Art ihres Wirtsorganismus (Coligruppe, Salmonellen usw.) geordnet.
2. Es gibt jedoch Viren, die einmal eine Proliferation, ein anderes Mal eine Nekrose der befallenen Wirtszellen hervorrufen. Diese Reaktionen des Gewebes sind daher eine unsichere Basis für die Klassifizierung.
3. Unter einem Einschlußkörper versteht man eine Elementarkörperchenkolonie, die in einem von der infizierten Wirtszelle gebildeten Reaktionsprodukt, der Matrix, eingebettet liegt. Das Elementarkörperchen stellt hingegen die infektionstüchtige kleinste Einheit des Virus dar, die eine spezifische Form, Größe und Struktur aufweist. Die Elementarkörperchen sind das Virus.
4. Zweifellos ist eine binominale Benennung der Virusarten nach Art der Linnéschen Bezeichnungen prinzipiell unter Zuhilfenahme gewisser Modifikationen möglich. Die erste Bezeichnung müßte dann die Gattung (Genus), die zweite besondere Eigenschaften (Art) des Virus angeben. Das Linnésche System unterscheidet: Stamm, Varietät, Typ, Art, Gattung, Familie, Ordnung, Reihen, Klasse, Gruppe (Abteilungen usw.). In der binären Nomenklatur nach LINNé ist das erste Wort, das die Gattung angibt, ein Substantiv, das zweite Wort, das die Art charakterisiert, meist ein Adjektiv. Die Gründe, die gegen eine sofortige Anwendung der Linnéschen Nomenklatur auf dem Virusgebiet sprechen, werden weiter unten genannt.
5. Die Virusforschung, kaum 60 Jahre alt, befindet sich noch immer im Stadium einer revolutionären Entwicklung. Nach F. HEINEMANN (1957) ist „die Funktion des System-bildens z.B. zeitgemäß und fruchtbar in einer Zeit des Friedens, des Reifens einer Kultur und des ungestörten Sammeins, dagegen unzeitgemäß in einem Jahrhundert der Revolutionen“.