1. Vgl. dazu die Ausführungen v. d. Hoeves (v. Graefes Archiv82, 58. 1912), der auf Grund der bisher vorliegenden sowie seiner eigenen Versuchsergebnisse zu dem Schluß kommt: „Bis jetzt bringen also die physikalisch chemischen Untersuchungen keinen Beweis gegen Lebers Theorie, daß Augenflüssigkeit ein Transsudat ist.“ — Weiss (Zeitschr. f. Augenheilk.25, 4) wies auf die Möglichkeit hin, den etwas erhöhten Kochsalzgehalt des Humor aqueus (0,7–0,8%) gegenüber dem Blutserum (0,6%) durch Diffusion aus der stärker kochsalzhaltigen Tränenflüssigkeit (1,3%) durch die Hornhaut hindurch in der Vorderkammer zu erklären. Da aber das Kammerwasser infolge seines minimalen Eiweißgehaltes gegenüber dem Blutserum hypotonisch sein würde (bei gleichem Salzgehalt), so kann der erhöhte Kochsalzgehalt auch ohne weiteres sekundär, physikalisch durch Diffusion aus den Blutgefäßen (der Iris) ins Kammerwasser gelangt sein, wofür die Tatsache spricht, daß wir einen ähnlich gegenüber dem Blutserum erhöhten Salzgehalt im Liquor cerebrospinalis finden.
2. Leber hat schon vor Jahren bezüglich dieser Frage auf die Eigenschaft von Kohlenpulver hingewiesen, Farbstoffe (und auch andere Stoffe) aus ihren Lösungen auszuziehen und festzuhalten durch sog. Adsorption. Inzwischen hat die Kolloidchemie die große Bedeutung dieser Erscheinung der Adsorption oder Oberflächenwirkung gerade bei den Emulsionskolloiden (Blutplasma) mit ihrer gewaltigen Oberflächenentwicklung immer mehr erkannt und uns weiter gelehrt, daß gerade Proteine zu solchen relativ festen, aber doch leicht „reversiblen“ Anlagerungen mit Salzen neigen (vgl. Wo. Ostwald, Grundriß der Kolloidchemie, desgl. Oppenheimer, Biochemie). Daß eine „oberflächliche“ Bindung zwischen Fluorescein und Eiweiß tatsächlich eintritt, hat Friedmann experimentell bewiesen (Sitzungsbericht der Phys. Ges. Berlin 1909 [Med. Klin. 1909, Nr. 34]), wodurch das fast völlige Zurückgehaltenwerden intravenös injizierter Fluoresceinlösung im Ehrlichschen Experiment physikalisch erklärt sein würde. Der Übertritt des Farbstoffes in das Nierensekret weist auf die vitale Fähigkeit der sezernierenden Nierenzellen hin, die Bindung zu lösen, was ja durchaus mit der Funktion der Niere als osmo-regulatorisches Gleichgewichtorgan in Einklang steht. Auf den fundamentalen Unterschied zwischen Niere als Exkretionsorgan und gewissen Drüsen, die Sekretionsorgane darstellen und die den Farbstoff nicht oder nur in minimalen Mengen (Speicheldrüse, Tränendrüse, Plexus chorioideus, Corpus ciliare) in ihr Absonderungsprodukt übertreten lassen, habe ich früher schon hingewiesen.
3. Abb. 1 auf Tafel III stellt zwei nebeneinander liegende Ciliarfortsätze eines völlig intakten Auges (Katze, Meth. Schridde) dar, von dem der rechte von einer homogenen (durch Osmium) leicht angedunkelten homogenen Masse offenbar eiweißhaltiger Lymphe angefüllt ist, die in dem linken nicht festzustellen war (C. Zeiß, Objektiv A, Ocular 3). Es scheint demnach ein funktioneller physiologischer Unterschied zwischen den einzelnen Ciliarfortsätzen zu bestehen, ähnlich wie ein solcher zwischen den einzelnen Tubuli contorti bei vitaler Färbung der Niere hervortritt, woraus man auf ein „schichtweises“ Arbeiten dieser Gebilde geschlossen hat.
4. Henderson und Lane Claypon, Ophth. Hosp. Rep. 1908, Study of the ciliary Epithelium after pucture of the anterior Chamber.
5. Weiß, Der intraoculare Flüssigkeitswechsel. Referat gehalten auf d. Tag. d. Vers. Deutscher Naturf. u. Ärzte zu Königsberg i. Pr. 1910; vgl. Erweiterte Wiedergabe dieses Referates. Zeitschr. f. Augenheilk.25, 4. 1911.