Abstract
ZusammenfassungGrundschullehrkräfte begegnen in ihrem Unterrichtsalltag einer großen Heterogenität. Die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler:innen zu identifizieren und dafür passende Lösungen zu finden, kann für Lehrkräfte herausfordernd sein. Digitale Lernplattformen können hierbei Unterstützung bieten: Werden digitale Lernplattformen zum Üben im Unterricht eingesetzt, stehen der Lehrkraft anschließend vielfältige Daten über den Lernprozess ihrer Schüler:innen zur Verfügung. Aus den gewonnenen Informationen können sie Individualisierungs- und Differenzierungsmaßnahmen ableiten. Die Nutzung von Daten für Entscheidungen im Schul- und Unterrichtskontext, wird in der Forschung zur datenbasierten Entscheidungsfindung (data-based decision making) genauer betrachtet. So existieren bereits Ansätze, wie die Nutzung von Daten zur Entscheidungsfindung zirkulär und prozesshaft modelliert werden kann. Für den deutschsprachigen Kontext ist die prozesshafte Nutzung digitaler Daten zur Unterrichtsgestaltung jedoch noch weitgehend unerforscht. Mit diesem Beitrag wird eine explorative Studie vorgestellt, die Erkenntnisse zu der Frage beiträgt, wie Lehrkräfte Daten aus digitalen Lernplattformen weiterführend für ihre Unterrichtsgestaltung nutzen und wie diese Nutzung entlang des Kreislaufes der datenbasierten Entscheidungsfindung beschrieben werden kann. Die Beantwortung der Forschungsfrage erfolgt auf Grundlage eines qualitativen Forschungsdesigns mit einer Methodentriangulation aus Interviews, Lautem Denken und Beobachtungen. Dabei zeigt sich, dass die Nutzung von Daten aus digitalen Lernplattformen durch Grundschullehrkräfte entlang der fünf Schritte der datenbasierten Entscheidungsfindung beschrieben werden kann. So werden auch interindividuelle Unterschiede zwischen den Lehrkräften sichtbar. Einige Lehrkräfte betrachten nur die Daten, die von der Lernplattform in einem Dashboard zur Verfügung gestellt werden, ohne diese weiter zu verwenden. Andere Lehrkräfte interpretieren die Daten und ziehen hieraus Konsequenzen für ihre weitere Unterrichtsgestaltung. Die Erkenntnisse aus den Interviews, dem Verfahren des Lauten Denkens sowie der Unterrichtsbeobachtungen werden miteinander verzahnt und diskutiert. Abschließend werden Implikationen für die Bildungspraxis und -forschung abgeleitet.
Funder
Leuphana Universität Lüneburg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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