Abstract
ZusammenfassungVon Hass und Hetze geprägte Kommunikationsformen im Internet stehen seit einigen Jahren im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Kaum beachtet wurden bisher jedoch die Fragen, ob sich solche als Hatespeech bezeichneten Ausdrucksweisen auch in der Schule zeigen und wie Schüler/innen derartige Vorfälle bewerten und bewältigen. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurden 21 leitfadengestützte, episodische Interviews (nach Flick) mit Jugendlichen aus Berlin und Brandenburg zu ihren Erfahrungen und Bewältigungsstrategien in Bezug auf Hatespeech im schulischen Kontext ausgewertet. Die Ergebnisse machen deutlich, dass Hatespeech-Erfahrungen von Schüler/innen als belastend wahrgenommen und die eigenen Potenziale zur Bewältigung individuell und situativ unterschiedlich bewertet werden. Insbesondere die subjektive Beeinflussbarkeit bzw. Kontrollierbarkeit des stressauslösenden Hatespeech-Vorfalls sowie die soziale Unterstützung im Setting der Schulklasse scheinen sich auf die Bewältigung auszuwirken. Die berichteten Bewältigungsstrategien lassen sich, dem Transaktionalen Stressmodell entsprechend, in emotionsfokussiert (Einbezug sozialer Unterstützung, Verdrängung und Vermeidung) und problemfokussiert (aktives Ignorieren und Counterspeech) kategorisieren. Die Ergebnisse stützen Forderungen nach Präventionsarbeit in Schulen. Schüler/innen sollten dabei als Expert/innen der Lebenswelt Schule einbezogen werden. Außerdem scheinen Maßnahmen zur Stärkung sozialer und personaler Ressourcen sinnvoll zu sein, um konstruktive Bewältigungsstrategien zu ermöglichen. Zur Konkretisierung und Quantifizierung der Forschungsergebnisse ist weitere Forschung notwendig.
Funder
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Universität Potsdam
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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