Author:
Krähnke Uwe,Hurst Lilian,Schumann Judith,Huikuri Salla,Bussweiler Julia,Lehmann Robert
Abstract
ZusammenfassungVor dem Hintergrund, dass aktuell in Deutschland das Konsumieren und der Besitz von rein textbasierten kinderpornografischen Inhalten im Gegensatz zu fotografischen und videografischen Darstellungen nicht strafbar ist, zeigt der Beitrag auf, inwiefern in Storys aus einem „Girl Lover“-Forum im Darknet sexualisierte Gewalt an Kindern thematisiert wird. Anhand einer durchgeführten inhaltlich-formalen Textanalyse konnte nachgewiesen werden, dass diese im literarischen Format der Erzählung geschriebenen Storys neben nichtsexualisierten Darstellungen nackter bzw. nur leicht bekleideter Kinder eine Vielzahl von Schilderungen schweren sexuellen Missbrauchs enthalten. Durch die in den Storys bevorzugt dargestellten sexualisierten Anreize und die wiederkehrenden Beschreibungen sexueller Handlungen wurden Kinder von den jeweiligen Verfasser*innen in einer Art und Weise bloßgestellt, die u. E. die Intention des § 184b (StGB) zum Erwerb und zum Besitz kinderpornografischen Inhalts unterläuft. Gemessen an der vielfach verwendeten 10-stufigen COPINE-Skala (Combating Paedophile Information Networks in Europe; Taylor et al. 2001) liegt der Schweregrad des in den untersuchten „Girl-Lover“-Storys dargestellten Kindesmissbrauchs (im Mittel über 8) sogar deutlich höher als bei bislang ausgewerteten bild- und videobasierten Sammlungen von Darstellungen sexualisierten Kindesmissbrauchs (z. B. COPINE-Durchschnittswert 4–6 in: Fortin und Proulx 2019). Zudem enthalten die untersuchten Storys aus dem „Girl-Lover“-Forum vielfach Mutmaßungen darüber, wie Kinder sexuelle Handlungen erleben. Hierbei sind gravierende verzerrte Darstellungen unübersehbar – insbesondere falsche Annahmen über das Interesse an und körperliche Reaktionen bei sexuellen Handlungen von Kindern, über einvernehmliche sexuelle Kontakte und die romantische Verbundenheit. Zudem gibt es Darstellungen, in denen das Kind auf ein jederzeit verfügbares Sexualobjekt für Erwachsene reduziert wird. Das von den Storys ausgehende Risiko wird v. a. darin gesehen, so das Fazit des vorliegenden Beitrages, dass durch ihren Konsum die Fantasie zu sexuellem Kindesmissbrauch angeregt und ein verzerrtes Normalitätsempfinden für ein entsprechendes Verhalten gestärkt werden kann.
Funder
MSB Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin GmbH
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Law,Psychiatry and Mental health,Applied Psychology