Abstract
ZusammenfassungSexualsadismus bezeichnet eine lustvolle Erregbarkeit durch die Kontrolle, Erniedrigung oder Schmerzzufügung zulasten einer anderen Person. In den psychiatrischen Klassifikationskatalogen wird heute auf Zwang und Nichteinvernehmlichkeit abgestellt, um die forensische Ausprägung des Sexualsadismus von der konsensuellen Spielart im Sinne sadomasochistischer Rollenspiele abzugrenzen („bondage“ und Disziplinierung, Dominanz und Submission, Sadismus und Masochismus; kurz: BDSM). Ferner ist zwischen diesen Formen des Sexualsadismus und dem sog. Charakter- oder Alltagssadismus als Persönlichkeitszug zu unterscheiden. Im vorliegenden Beitrag wird die aktuelle Nosologie der forensisch-psychiatrisch bedeutsamen zwangsweisen sexuell-sadistischen Störung („coercive sexual sadism disorder“) gemäß ICD-11 erläutert. Die Sexual Sadism Scale wird als diagnostisches Hilfsmittel für die gutachterliche Beurteilung vorgestellt. Befunde zur Kriminalprognose werden dargestellt, wobei die Diagnose per se nicht nennenswert mit erneuter Sexual- oder Gewaltdelinquenz nach Entlassung assoziiert ist, aber einen starken Zusammenhang mit äußerst schwerwiegenden Einweisungsdelikten zeigt (konkret: sexuell motivierte Tötungsdelikte). Wie aktuelle Literaturrecherchen ergeben, liegen aus den letzten Jahren keine Behandlungsstudien vor.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Law,Psychiatry and Mental health,Applied Psychology
Reference49 articles.
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