Author:
Saß Henning,Cording Clemens
Abstract
ZusammenfassungDie Revision von ICD-10 zu ICD-11 gibt Anlass, die Bedeutung der psychiatrischen Klassifikationen für rechtliche Fragestellungen zu überdenken. Kernpunkte sind dabei der Übergang vom grundlegenden Krankheitskonzept zu einem unverbindlichen Störungsbegriff („disorder“) und die damit verbundenen Verunsicherungen der Beurteilungsnormen. Wenn die Zahl von Diagnoseschlüsseln, die für Zustände gestörten Befindens sowie psychischer und sozialer Dysfunktionen zur Verfügung stehen, immer mehr anwächst, stellt sich die Frage nach der forensischen Erheblichkeit. Kritisch zu sehen sind auch Tendenzen im Maßregelrecht, durch eine juristisch-funktionale Begriffsauslegung „psychische Störung“ mit Gefährlichkeit gleichzusetzen. Dagegen wurde beim zivilrechtlichen Krankheitsbegriff eine Unabhängigkeit von den Änderungen diagnostischer Gepflogenheiten bewahrt.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Law,Psychiatry and Mental health,Applied Psychology
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Cited by
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