Abstract
ZusammenfassungDer Begriff der sozialen Exklusion hat in den Sozialwissenschaften eine erstaunliche Karriere erfahren. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die empirische Untersuchung der zeitdiagnostischen Verwendung des Konzepts. Aus dieser leiten wir vier Thesen ab, die in diesem Beitrag mit dem Fokus auf das Exklusionsempfinden empirisch geprüft werden: Erstens, dass aufgrund der Prozesse des ökonomischen Strukturwandels größere Bevölkerungsgruppen von sozialer Exklusion in mehreren Dimensionen (Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Isolation) betroffen sind, die bei diesen in einem subjektiven Exklusionsempfinden kulminieren. Damit wird unterstellt, dass soziale Exklusion zur Hauptspannungslinie der gegenwärtigen Gesellschaft geworden ist. Zweitens wird angenommen, dass soziale Exklusion nicht eindeutig in klassischen sozialstrukturellen Kategorien zu verorten ist, sondern in breite Teile der Gesellschaft diffundiert ist. Drittens wird sozioökonomischer Prekarisierung und sozialer Isolation eine zentrale Rolle für die Entstehung eines subjektiven Exklusionsempfindens zugesprochen. Hier wird allerdings, viertens, vermutet, dass dieses vermittelt über die subjektive Wahrnehmung der objektiven Lage auf das Exklusionsempfinden wirkt. Wir prüfen diese Thesen des Konzepts auf der Basis von Umfragedaten, wobei wir das Exklusionsempfinden als abhängige Variable verwenden. Dabei wird deutlich, dass erstens soziale Exklusion nicht in weite Teile der Gesellschaft diffundiert ist und damit keineswegs als Hauptspannungslinie der Gesellschaft betrachtet werden kann, zweitens sich ein erhöhtes Exklusionsempfinden in unterschiedlichen, aber klar benennbaren sozialen Gruppen feststellen lässt. Darüber hinaus zeigen unsere Analysen, dass das subjektive Exklusionsempfinden sowohl in sozialer Isolation als auch in sozioökonomischer Prekarisierung begründet ist, allerdings deutlich vermittelt über deren subjektive Wahrnehmung.
Funder
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung
University of Zurich
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Sociology and Political Science,Social Psychology
Reference77 articles.
1. NCCR On the Move Working Paper;D Auer,2015
2. Auspurg, Katrin, Andreas Schneck und Thomas Hinz. 2019. Closed Doors Everywhere? A Meta-Analysis of Field Experiments on Ethnic Discrimination in Rental Housing Markets. Journal of Ethnic and Migration Studies 45:95–114.
3. Baltes, Peter, und Jacqui Smith. 2003. New Frontiers in the Future of Aging. From Successful Aging of the Young Old to the Dilemmas of the Fourth Age. Gerontology 49:123–135.
4. Baumeister, Roy F., und Mark R. Leary. 1995. The Need to Belong: Desire for Interpersonal Attachments as a Fundamental Human Motivation. Psychological Bulletin 117(3):497–529.
5. Beck, Michael, und Franziska Jäpel. 2018. Migration und Bildungsarmut: Übertrittsrisiken im Schweizer Bildungssystem. In Handbuch Bildungsarmut, Hrsg. Gudrun Quenzel und Klaus Hurrelmann, 491–522. Wiesbaden: Springer VS.
Cited by
3 articles.
订阅此论文施引文献
订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献