Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Frauen leben länger als Männer, verbringen aber mehr Lebensjahre mit gesundheitlicher Beeinträchtigung. In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit dieses Geschlechterparadoxon durch 2 Faktoren erklärt werden kann: den „Mortalitätseffekt“, der aus der höheren Lebenserwartung der Frauen resultiert, und das „Differential Item Functioning“ (DIF), das Geschlechterunterschiede im Berichtsverhalten bezeichnet.
Methoden
Die beeinträchtigte Lebenserwartung im Alter 50 für die Gesundheitsindikatoren Allgemeingesundheit, Einschränkungen und chronische Morbidität wird mit der Sullivan-Methode berechnet. Daten zur Gesundheitsprävalenz stammen aus dem Survey „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des Jahres 2012, Daten zur Mortalität aus der „Human Mortality Database“. Die Geschlechterdifferenz in der beeinträchtigten Lebenserwartung wird mittels Dekomposition in den Mortalitäts- und den Gesundheitseffekt zerlegt. Letzterer wird schließlich auf der Grundlage von Vignetten aus der ersten Welle des „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE) um DIF-Effekte bereinigt.
Ergebnisse
Das Geschlechterparadoxon lässt sich für alle 3 betrachteten Gesundheitsindikatoren nicht nur teilweise, sondern vollständig durch Mortalitätseffekt und DIF auflösen. Nach Berücksichtigung dieser beiden Faktoren kehrt sich die Geschlechterdifferenz in der beeinträchtigten Lebenserwartung von höheren Werten für Frauen in höhere Werte für Männer um.
Diskussion
Die Ursachen für das Geschlechterparadoxon sind sehr komplex und die Frauen-Männer-Differenzen in gesamter und beeinträchtigter Lebenserwartung gehen nicht unbedingt in widersprüchliche Richtungen. Das Ausmaß der höheren beeinträchtigten Lebenserwartung der Frauen hängt entscheidend vom zugrunde liegenden Gesundheitsindikator ab und wird zum größten Teil durch den Mortalitätseffekt erklärt.
Funder
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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