Vergleich von Behandlungspfaden beim akuten Schlaganfall – eine qualitative multizentrische Studie in drei zuweisenden Kliniken eines Schlaganfallnetzwerkes
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Published:2023-03-03
Issue:10
Volume:94
Page:913-922
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ISSN:0028-2804
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Container-title:Der Nervenarzt
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language:de
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Short-container-title:Nervenarzt
Author:
Herzog Franziska,Sert Melek,Hoffmann Johanna,Stang Christina,Seker Fatih,Purrucker Jan,Wick Wolfgang,Busetto Loraine,Gumbinger Christoph
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
In Schlaganfallnetzwerken verlegen Kliniken, die selbst keine endovaskuläre Thrombektomie (EVT) durchführen (hier: Primärkliniken), Patient*innen für diese Therapie in spezialisierte Schlaganfallzentren. Zur Verbesserung des Zugangs und des Managements der EVT muss der Fokus der Forschung nicht nur auf den spezialisierten Zentren, sondern auch auf den vorangehenden Prozessen in den Primärkliniken liegen.
Fragestellung
Wie stellen sich die Schlaganfallbehandlungspfade in verschiedenen Primärkliniken dar und was wird in diesen Pfaden als Vor- und Nachteil gesehen?
Methoden
Im Rahmen einer qualitativen multizentrischen Studie in drei Primärkliniken eines Schlaganfallnetzwerkes wurde die Versorgung von Schlaganfallpatient*innen mithilfe von nichtteilnehmenden Beobachtungen und 15 leitfadengestützten Interviews mit Beschäftigten unterschiedlicher Professionen erfasst und analysiert.
Ergebnisse
Innerhalb der Schlaganfallbehandlungspfade wurden folgende Aspekte als vorteilhaft berichtet: (1) eine strukturierte und persönliche Ankündigung von Schlaganfallpatient*innen in der Primärklinik durch den Rettungsdienst, (2) ein effizienter Ablauf des Telekonsils, (3) die Notfallverlegung zur EVT durch die gleichen Rettungsdienstmitarbeitenden der Primärzuweisung und (4) die Integration von externen Neurolog*innen in klinikinterne Strukturen.
Diskussion
Die Studie liefert einen Einblick in die z. T. unterschiedlichen Schlaganfallbehandlungspfade drei verschiedener Primärkliniken eines Schlaganfallnetzwerkes. Aus den Ergebnissen lassen sich Verbesserungspotenziale auch für andere Kliniken ableiten. Allerdings ist diese Studie zu klein, um verlässliche Aussagen über deren Wirksamkeit zu geben. Zukünftige Studien sollten daher untersuchen, ob Implementierungen der hier erarbeiteten Empfehlungen tatsächlich zu Verbesserungen führen bzw. unter welchen Bedingungen diese erfolgreich sind. Zur Sicherstellung der Patientenzentrierung sollte dabei auch die Perspektive von Betroffenen und Angehörigen miteinbezogen werden.
Funder
Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology,General Medicine
Reference15 articles.
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