Author:
Zimmermann Ulrich S.,Plickert Clemens,Lüdecke Christel,Stuppe Markus,Rosenbeiger Christian,Krisam Yvonne,Link Tobias,Keller Jean,Bühler Gero,Scholz-Hehn Deborah,Havemann-Reinecke Ursula,Wedekind Dirk,Luderer Mathias,Spreer Maik
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Seit mehr als 10 Jahren ist Disulfiram in Deutschland nicht mehr zugelassen. Dennoch wird es seitens einer Reihe von Ambulanzen psychiatrischer Fachkliniken sowie niedergelassener Ärzte weiter off-label eingesetzt. Diese haben sich 2018 zum „Netzwerk alkoholaversive Pharmakotherapie“ (NAP) zusammengeschlossen, um die Qualität dieser Behandlungsform aufrechtzuhalten.
Ziel der Arbeit
Beschreibung des gegenwärtigen Behandlungsumfangs, der Patientencharakteristika, der Nebenwirkungen und der begleitenden Therapieangebote der Behandlung mit Disulfiram.
Material und Methoden
Seit 2019 führt das NAP in den beteiligten Zentren jährlich eine retrospektive Erhebung zu oben genannten Parametern durch.
Ergebnisse
Im Zeitraum von 2019 bis 2023 wurden durch 33 Zentren zusammen 1579 Behandlungsfälle erfasst. Bei 152 Patienten wurden insgesamt 241 Trinkereignisse beschrieben, von denen 26 zu stationärer Behandlung ohne Komplikationen oder anhaltende Gesundheitsschäden führten. Häufigste Nebenwirkungen waren in absteigender Reihenfolge Körpergeruch (2,5 %), Müdigkeit, männliche sexuelle Funktionsstörungen, benigner Transaminasenanstieg, allergische Hautreaktionen und Polyneuropathie (0,8 %). Über ein Viertel der Patienten litt komorbid an Depressionen und je ca. 5 % an ADHS, emotional instabilen bzw. anderen Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen sowie Angststörungen. 33 % der Patienten wurden mit Antidepressiva und 12 % mit sedierenden Antipsychotika behandelt. Begleitende Gruppentherapien wurden bei 66 % der Patienten angeboten.
Diskussion
Die Behandlung mit Disulfiram ist legal möglich, allgemein gut verträglich und sicher. Sie wird in den meisten Behandlungszentren als Bestandteil eines Gesamtbehandlungsplanes angeboten, der eine multimodale Behandlung komorbider psychiatrischer Erkrankungen miteinschließt.
Funder
Technische Universität Dresden
Publisher
Springer Science and Business Media LLC