Author:
Braun Urs,Hennig Oliver,Forstner Johanna,Gerhardt Sarah,Deffaa Mirjam, ,Hirjak Dusan,Deuschle Michael,Koopmann Anne,Wisch Christian,Fritz Melanie,Ende Gabriele,Tost Heike,Schöfer Peter,Bischoff Stefan,Janta Matthias,Kiefer Falk,Schmahl Christian,Banaschewski Tobias,Meyer-Lindenberg Andreas
Abstract
ZusammenfassungDie routinemäßige, tiefgreifende Charakterisierung von Patienten mit Methoden der klinischen und skalenbasierten Untersuchung, der Neuropsychologie, anhand von Biomaterialien und sensorbasierten Informationen verspricht transformative Möglichkeiten auf dem Weg zu einer personalisierten Diagnostik, Therapie und Prävention in der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die effektive Integration des zusätzlichen zeitlichen und logistischen Aufwands in den Versorgungsalltag sowie die Akzeptanz bei Patienten sind entscheidend für den Erfolg eines solchen Ansatzes, hierzu liegen jedoch bisher kaum Daten vor. Wir berichten hier über die Etablierung eines Diagnose- und Aufnahmezentrums (DAZ) am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Beim DAZ handelt es sich um eine den anderen Versorgungstrukturen vorgeschaltete ambulante Einheit zur klinischen und wissenschaftlichen diagnoseübergreifenden Phänotypisierung als Ausgangsbasis für eine datenunterstützte, individuelle Bahnung der weiteren Behandlungs‑, Diagnostik- oder Studienpfade. Wir beschreiben die Funktionen, Ziele und Implementierung der neu geschaffenen klinisch-wissenschaftlich translationalen Struktur, geben einen Überblick über die damit erreichten Patientenpopulationen und liefern Daten zur Akzeptanz. Die enge Verzahnung mit den nachgelagerten klinischen Prozessen ermöglicht dabei eine besser abgestimmte und bedarfsorientierte Zuweisung und einen schnelleren Beginn der störungsspezifischen Diagnostik und Therapie. Seit dem Start im April 2021 bis Ende 2022 wurden in einer Pilotphase 1021 Patienten im DAZ psychiatrisch untersucht. Die Patientenklientel entsprach dabei einer repräsentativen Stichprobe aus der Regelversorgung und die neu etablierten Prozesse wurden von Patienten als hilfreich erlebt. Zusammenfassend verknüpft das DAZ somit in hohem Maße Interessen und Bedürfnisse der Patienten mit der Erhebung wissenschaftlich relevanter Daten.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC