Abstract
ZusammenfassungInteraktionsarbeit ist charakteristisch für Dienstleistungs‑, Gesundheits- und Sozialberufe, in denen der Austausch mit Kunden, Patienten, Klienten oder Schülern eine zentrale Rolle spielt. Sie umfasst ein breites Spektrum von Tätigkeiten, die sowohl emotionale als auch kognitive Fähigkeiten erfordern und oft die Bewältigung von emotionaler Arbeit beinhalten, wie das Management der eigenen Gefühle und die Beeinflussung der Emotionen anderer im Rahmen der beruflichen Rolle. Ziel der Studie war es, die psychische Gesundheit und das Burnout-Risiko von Beschäftigten verschiedener Berufsgruppen mit einem hohen Anteil an Interaktionsarbeit zu untersuchen und vergleichend zu analysieren. An der Untersuchung nahmen 309 Frauen aus drei verschiedenen Berufsgruppen (dialogisch-interaktive Erwerbsarbeit bei Erzieherinnen und medizinischen Fachangestellten sowie reine Interaktionsarbeit bei Bankkauffrauen) mit einem Durchschnittsalter von 43,1 ± 11,5 Jahren teil. Die psychische Gesundheit wurde mit dem General Health Questionnaire (GHQ-12) und das Burnout-Risiko mit dem Maslach Burnout Inventory (MBI) untersucht.Der Gesamtwert des GHQ lag bei 12,2 ± 5,4 Punkten, wobei bei diesem Parameter kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Interaktionsberufen festgestellt werden konnte. Lediglich in der MBI-Dimension „Leistungsfähigkeit“ fanden sich signifikante Unterschiede zwischen Erzieherinnen und Medizinischen Fachangestellten (p = 0,041), wobei die Erzieherinnen eine geringere Leistungsfähigkeit angaben. Weitere Unterschiede fanden sich zwischen den Berufsgruppen nicht. Insgesamt ergab sich ein hohes Burnout-Risiko von 4 % bei der Gesamtstichprobe, was in etwa der Lebenszeitprävalenz in Deutschland entspricht.Das Fehlen signifikanter Unterschiede bei Burnout und psychischen Beeinträchtigungen zwischen Interaktionsarbeit im Dienstleistungssektor und in Gesundheits- und Sozialberufen lässt sich durch ähnliche Arbeitsanforderungen erklären, insbesondere im Hinblick auf die in beiden Bereichen zentrale Emotionsarbeit und soziale Interaktion. Die ständige Notwendigkeit, mit den Emotionen anderer umzugehen und die eigenen Gefühle zu regulieren, kann gleichermaßen zu emotionaler Erschöpfung führen – unabhängig von der Art der Interaktionsarbeit. Soziale Unterstützung am Arbeitsplatz und effektive Bewältigungsstrategien könnten in den untersuchten Berufsgruppen ähnlich ausgeprägt sein und somit die Auswirkungen der Interaktionsarbeit auf die psychische Gesundheit abmildern.
Funder
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC