Author:
Böckelmann Irina,Pohl Robert,Awad George,Darius Sabine,Wippermann Jens,Thielmann Beatrice,Scherner Maximilian
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Chirurgen erleben in ihrem Arbeitsalltag eine hohe psychische Belastung. Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist als vegetativer Beanspruchungsparameter zur Erfassung von psychischen Belastungen etabliert. Eine geringe HRV ist ein Indikator für hohen Stress.
Ziel der Arbeit
Ziel der Querschnittsstudie war es, die Aktivierung des autonomen Nervensystems als stressinduzierte Antwortreaktion und das Stressniveau bei chirurgisch tätigen Ärzten verschiedener Qualifikationsstufen während ihrer Tätigkeit anhand der HRV zu untersuchen.
Material und Methoden
Es wurde die HRV aus 31 EKG-Aufnahmen von 5 freiwilligen, klinisch gesunden männlichen Herzchirurgen während 25 aortokoronarer Bypassoperationen (ACB-OP) und der Stationsarbeit analysiert. Als Einschlusskriterium galt die Tätigkeit als Assistenzarzt bzw. Oberarzt, die berechtigt sind, herzchirurgische Eingriffe durchzuführen. Relevante Medikamente und Vorerkrankungen, die den Herzrhythmus beeinflussen und die Häufigkeit von Extrasystolen im EKG (> 1 % ) waren Ausschlusskriterien. Die Tätigkeit während der Operation und Nicht-Operationsphase wurde schriftlich dokumentiert. Bei der statistischen Auswertung kamen der Mann-Whitney-U-Test und das Allgemeine Lineare Modell mit der Anpassung nach Bonferroni unter Berücksichtigung der ärztlichen Funktion und der Art der Tätigkeit während der Operation als Kovariaten zur Anwendung.
Ergebnisse
Eine reduzierte HRV während der ACVB-OP fand sich bei den zeitbezogenen Parametern RMSSD (Root Mean Square of Successive Differences) und pNN50 (Prozentsatz der NN-Intervalle mit mindestens 50 ms Abweichung vom vorausgehenden NN-Intervall), dem frequenzbezogenen Parameter LF (Low Frequency) power sowie dem nichtlinearen Kurzzeitvariabilitätsparameter SD1 (Standard Deviation oder die Breite der Punktwolke) für Assistenzärzte im Vergleich zu den Oberärzten. 50,8 % der Arbeitszeit war im OP für die Assistenzärzte als hohe Stresssituation gekennzeichnet (Oberärzte: 11,7 %; p = 0,015). Die Beanspruchungsreaktion bei der Stationsarbeit zeigte sich als deutlich geringer ausgeprägt, wobei diese in beiden Gruppen vergleichbar war.
Diskussion
Es zeigt sich eine höhere stressinduzierte Antwortreaktion während der ACB-OP bei Assistenzärzten im Vergleich zu Oberärzten. Es sollten frühzeitig präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen bei hoher arbeitsbezogener Stressbelastung bei chirurgisch tätigen Ärzten insbesondere in der Facharzt-Weiterbildungsphase eingeleitet werden.
Funder
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Cited by
2 articles.
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