Abstract
ZusammenfassungThema des vorliegenden Artikels sind die Vorstellungen romantischer Paarbeziehungen wohnungsloser Frauen. Wie die vorangegangene empirische Auseinandersetzung mit der Lebensrealität wohnungsloser Frauen zeigt, stellen Zweckbeziehungen eine Praxis dar, um die Folgen der unwägbaren Lebenssituation der Wohnungslosigkeit abzufedern. Die präsentierte Studie setzt sich mit der Frage auseinander, ob die veränderten Beziehungspraktiken auch Ausdruck spezifischer Vorstellungen von Paarbeziehung sind. Es zeigt sich, dass die rekonstruierten Liebes- und Beziehungsvorstellungen von den beschriebenen Beziehungspraktiken abweichen. So werden romantisierte Liebesbeziehungen zeitgleich mit Zweckbeziehungen geführt. Diese bieten allerdings häufig ein eigenes Gefahrenpotenzial und nehmen zusätzlich Sicherheit, statt diese zu gewähren. Die Vorstellungen romantischer Liebe und Paarbeziehung erweisen sich jedoch als weitestgehend persistent. Dies führt nicht nur dazu, dass eingegangene Zweckbeziehungen romantisiert werden. Vor allem begründen diese Vorstellungen die Praktik, neben den Zweckbeziehungen Liebesbeziehungen zu führen. Als Materialgrundlage dienten narrative Interviews, welche objektiv-hermeneutisch rekonstruiert wurden. Die Ergebnisse erweitern nicht nur das Verständnis der Bewältigungsstrategien wohnungsloser Frauen. Sie sollen vor allem auf die Persistenz der Deutungsmuster von Liebe und Paarbeziehung verweisen.
Funder
Universität Duisburg-Essen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC