Abstract
ZusammenfassungIn dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, warum gewaltbetroffene Frauen ab 50 Jahren, Frauen aus mittleren und höheren Bildungs- und Einkommensschichten und Frauen mit Behinderungen Angebote der Sozialen Arbeit selten nutzen, obwohl diese Angebote bei der Be- und Verarbeitung von Gewalterleben hilfreich sind. Zur Beantwortung dieser Frage werden mittels einer intersektionalen Mehrebenenanalyse Barrieren in der Inanspruchnahme dieser Angebote herausgearbeitet. Grundlage bilden jeweils zehn Interviews mit betroffenen Frauen und Fachkräften sowie zehn Websites, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im Verlauf des Gewalterlebens vier Abwägungsprozesse durchlaufen, in denen Bewertungsmaßstäbe, der Gewaltbegriff, Einstellungen und einrichtungsbezogene Spezifika zu Barrieren werden können und, dass die Entscheidung zur Nutzung von Angeboten der Sozialen Arbeit aufgrund der vielfältigen Subjektpositionen von Frauen stets in der Verschränkung mit der Strukturebene zu betrachten ist. Diese Ergebnisse schärfen das Bewusstsein für einen differenzsensiblen Gewaltschutz, damit Soziale Arbeit den eigenen Anspruch, ein Unterstützungssystem für alle gewaltbetroffenen Frauen zu sein, auch einlösen kann.
Funder
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen Katholische Fachhochschule gGmbH
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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