Abstract
ZusammenfassungSeit seiner Entdeckung als „Substanz E“ und Verfügbarkeit als Medikament vor über 70 Jahren wird Cortison in der endokrinologischen Praxis bei Nebenniereninsuffizienz praktisch unverändert angewendet. Dabei kann aufgrund der kurzen Halbwertszeit von 3–4 h und Spezifika der ACTH-mediierten zirkadianen Cortisolrhythmik, insbesondere dem Anstieg ab den frühen Morgenstunden, ein physiologisches Profil mit zwei bis drei über den Tag verteilten Einnahmen kaum erreicht werden. Bei adrenogenitalem Syndrom (AGS) kann es dadurch leicht zu einer ungenügenden Supprimierung der adrenalen Androgensynthese kommen, was bei Kindern zu Pseudopubertas praecox, verminderter Endgröße und späterer Fertilitätsbeeinträchtigung führen kann. Andererseits besteht aufgrund der notwendigen supraphysiologischen Dosierung die Gefahr eines iatrogenen Cushing-Syndroms mit metabolischen, kardiovaskulären und osteologischen Langzeitfolgen. Neue Behandlungsstrategien, die bereits etabliert oder in klinischer Erprobung sind, zielen einerseits auf die Nachahmung eines möglichst physiologischen Cortisolprofils ab (Modified-Release-Hydrocortison), andererseits auf die Beeinflussung der Androgensynthese auf hypophysärer Ebene via Hemmung von adrenokortikotropem Hormon (ACTH) (CRF-Rezeptor1-Antagonisten), Hemmung auf adrenaler Ebene (Enzyminhibitoren) und Verminderung der Androgenwirkungen auf Zielorganebene (Antiandrogene). Als Effekt einer möglichst effektiven Androgenunterdrückung vermindert sich die notwendige Cortisondosis gegenüber herkömmlicher Behandlung bzw. ist lediglich eine physiologische Substitutionsdosis erforderlich. Zell- und genbasierte Therapien, die zu einer dauerhaften Wiederherstellung der Nebennierenfunktion führen, sind derzeit noch Zukunftsmusik.
Funder
Medical University of Vienna
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Endocrinology, Diabetes and Metabolism
Cited by
1 articles.
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