Abstract
ZusammenfassungNebenniereninzidentalome werden in den letzten Jahren durch die Zunahme der abdominellen Bildgebung häufig diagnostiziert, sodass bereits 2016 eine dezidierte Guideline der European Society of Endocrinology erstellt wurde, welche nun 2023 in revidierter Form publiziert wurde. Ein multidisziplinäres Assessment dieser Inzidentalome sollte bei Verdacht auf Malignität oder bei hormoneller Sekretion erfolgen. Bis zu 10 % der Inzidentalome sind maligne. Die wichtigste Bildgebung zur Beurteilung der Dignität ist die Computertomographie ohne Kontrastmittel, da sich mit dieser Homogenität und Hounsfield Units (HU) ideal beurteilen lassen. Bis zu 50 % aller Nebennierenadenome sind durch eine milde autonome Cortisolsekretion gekennzeichnet. Daher wird empfohlen, in allen Fällen einen 1‑mg-Dexamethason-Hemmtest durchzuführen. Weitere biochemische Diagnostik (Ausschluss eines Phäochromozytoms, Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten, Steroidprofiling) ist in ausgewählten Fällen angezeigt. Ein hormonell inaktives und bildgebend eindeutig gutartiges Inzidentalom bedarf keiner Therapie und keiner weiteren Nachsorge. Bei Verdacht auf Malignität sollte eine Adrenalektomie erfolgen. Diese ist minimal-invasiv durchzuführen, wenn die Raumforderung ≤ 6 cm und nicht invasiv ist, anderenfalls muss offen operiert werden. Eine weitere Bildgebung nach 6–12 Monaten ist bei allen uneindeutigen Fällen vorgesehen; hierfür sollte eine CT oder MRT durchgeführt werden. Bei einem signifikanten Wachstum von mehr als 20 % muss in der Regel eine Operation erfolgen. Eine erneute hormonelle Abklärung ist nur bei klinischen Veränderungen vorgesehen. Forschungsbedarf in der Versorgung von Nebenniereninzidentalomen besteht vor allem in der Versorgung von Patienten und Patientinnen mit milder autonomer Cortisolsekretion, da es hier an Studien mangelt für evidenzbasierte Empfehlungen.
Funder
Klinikum der Universität München
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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