Abstract
ZusammenfassungDiabetes insipidus ist eine seltene Erkrankung, klinisch charakterisiert durch eine Polyurie mit konsekutiver Polydipsie bei vorhandener Durstregulation. Die Diagnose stellt sich durch den Nachweis einer inadäquaten Konzentrationsfähigkeit des Harns aufgrund einer ungenügenden Produktion von Arginin-Vasopressin (AVP) aus dem Hypothalamus-Hypophysenhinterlappen beim zentralen Diabetes insipidus (nach neuer Nomenklatur: AVP-Defizienz) oder einer eingeschränkten Wirksamkeit von AVP im Bereich der Nieren beim renalen Diabetes insipidus (nach neuer Nomenklatur: AVP-Resistenz).Seit vielen Jahren dient der Durstversuch zur Differenzialdiagnose der Polyurie/Polydipsie, in dem ein deutlicher Anstieg der Harnosmolarität nach längerer Flüssigkeitskarenz eine endokrine Ursache der Polyurie/Polydipsie ausschließt.Leider ist die diagnostische Genauigkeit des Durstversuchs limitiert, da es auch bei der primären Polydipsie, der wichtigsten Differenzialdiagnose mit vermehrtem Durst und erhöhten Trinkmengen, jedoch ohne zugrundeliegende hormonelle Erkrankung, aufgrund der Polyurie zu einer eingeschränkten renalen Konzentrationsfähigkeit kommen kann. Hier bieten die direkte Stimulation der AVP-Freisetzung und die Bestimmung von Copeptin einen entscheidenden Vorteil in der Differenzialdiagnostik. Unterschiedliche Möglichkeiten der Copeptin-basierten Abklärung bei Polyurie-Polydipsie-Syndrom sollen daher in dieser Arbeit vorgestellt werden.Weiters erwähnenswert sind sehr spannende neue Studienergebnisse aus Basel zum „Glückshormon“ Oxytocin, das ebenfalls aus dem Hypophysenhinterlappen freigesetzt wird. Hier zeigen Patient:innen mit zentralem Diabetes insipidus/AVP-Defizienz nach Stimulation einen deutlich niedrigeren Anstieg als Kontrollproband:innen, was einen Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität haben könnte.
Funder
Medical University of Vienna
Publisher
Springer Science and Business Media LLC