Abstract
ZusammenfassungMigration und Flucht stellen vermutlich seit jeher bedeutende Bestandteile menschlicher Gesellschaften dar. Für die Psychotherapie sind sie aus zwei Hauptgründen relevant: Einerseits bringen Menschen, die migrieren, nicht selten psychische Belastungen beziehungsweise spezifische Herausforderungen mit sich. Andererseits konfrontieren Migrations- und Interkulturalitätsthemen Psychotherapeut*innen mit einer Reihe von methodischen und Grundsatzfragen. Eine zentrale psychotherapeutische Herausforderung betrifft die Gestaltung und die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Leistungen. Obwohl Psychotherapie für viele Migrant*innen und Geflüchtete indiziert erscheint, existieren gerade bei diesen Zielgruppen mannigfaltige Hürden, wozu vorerst sprachliche und institutionelle Rahmenbedingungen gehören. Hinzu kommen Aspekte der psychotherapeutischen Praxis, die nicht immer auf dem ersten Blick als kulturabhängig erkannt werden. Dazu gehören Krankheitskonzepte, die auf andere Erklärungen fußen als die psychotherapeutische Krankheitslehre, mangelhafte Vertrautheit einiger Psychotherapeut*innen mit derartigen Konzepten oder Wissenslücken seitens der Klient*innen über die Möglichkeiten der Psychotherapie. Ausgehend von speziellen Gesundheitsbelastungen von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen werden im Beitrag Herausforderungen für die psychotherapeutische Versorgung erörtert. Soziokulturelle Hintergründe, die das Verständnis von und den Umgang mit psychischen Erkrankungen beeinflussen, werden auf Basis der transkulturellen Psychiatrie und der transkulturellen Kompetenz beleuchtet. Der Beitrag schließt mit Implikationen dieser Ansätze für die psychotherapeutische Praxis.
Funder
Johannes Kepler University Linz
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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