Abstract
ZusammenfassungDie postmortale Transplantation von Organen gilt als integraler Bestandteil von Hochleistungsmedizin. Zugleich wird immer wieder ein Mangel an gespendeten Organen problematisiert und die Autonomie der Patientinnen und Patienten gegen einen gesellschaftlichen Solidaritätsanspruch gestellt. Eine zentrale Praxis in diesem Zusammenhang ist die ‚Aufklärung‘ der Bevölkerung. In den für diesen Zwecken zusammengestellten Informationen und Kampagnen finden Widerspruch und Unbehagen jedoch meistens keinen Raum und auch bestimmte Aspekte der Organspende (wie z. B. der Tod der Spender/-innen) werden tendenziell oft übergangen. Der Beitrag richtet das Augenmerk auf eben jene ambivalenten Bereiche der Organspende und schlägt vor, sich diesen mit Kristevas Konzept des Abjekten zu nähern. Das ‚Abjekte der Organspende‘ ließe sich demnach auf vier Ebenen verorten, die vor allem die Körper der Spender/-innen betreffen: Tod und Sterben, die Zergliederung des Körpers, die Organe und das Körperinnere sowie die in der Praxis der Organspende entstehenden Grenzverschiebungen bzw. -auflösungen. Das Wechselspiel der Annäherung an und Distanzierung von diesen Aspekten der Körperlichkeit und des Sterbens, das in den Kulturtechniken der Organspende sichtbar wird, ist aus dieser Perspektive ein integraler Bestandteil dieser Praxis im Umgang mit Körper, Tod und Sterben.
Funder
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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