Abstract
ZusammenfassungDie Steigerung des Fahrradverkehrs wird als wichtiger Baustein bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen Mobilität gesehen. Der Nationale Radverkehrsplan 3.0 setzt hier unter dem Titel „Fahrradland Deutschland 2030“ ein deutliches Ziel. Die bisherige Fahrradförderung zeigt bisher allerdings nur punktuelle Erfolge: Der durchschnittliche Anteil der Fahrten mit dem Fahrrad ist in Deutschland in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen und insbesondere der Anteil der Nichtradfahrer*innen konnte nicht reduziert werden. Im Vergleich zu sogenannten Fahrradnationen wie den Niederlanden ist der Anteil der Personen in Deutschland, die nur selten oder gar nicht Rad fahren, außerdem sehr hoch, was ein klares Hemmnis für die Mobilitätswende darstellt. Das Projekt RadAktiv hat deswegen Radfahrer*innen und Nichtradfahrer*innen systematisch verglichen und Barrieren der Radnutzung identifiziert. Die Studie basiert auf qualitativen Interviews sowie einer deutschlandweiten repräsentativen Befragung (n = 5002). Die größten Unterschiede zwischen Radfahrer*innen und Nichtradfahrer*innen wurden im Bereich der Mobilitätssozialisation und in der Einschätzung der Alltagstauglichkeit des Fahrrads als Verkehrsmittel identifiziert. Außerdem wurde eine Klassifizierung der Nichtradfahrer*innen vorgenommen, die anhand der Aktivierbarkeit drei Typen und ihre spezifischen Barrieren beschreibt: Beinahe-Radfahrer*innen, Radskeptiker*innen und Radverweigerer*innen. Aus den Ergebnissen wurden typspezifische Maßnahmen zur Aktivierung von Nichtradfahrer*innen abgeleitet. Neben Infrastrukturmaßnahmen, die bereits im Fokus vieler Förderanstrengungen stehen, müssen dabei zukünftig auch soziale und kulturelle Gründe für das Nichtradfahren stärkere Berücksichtigung finden. Eine zielgruppengerechte und typenspezifische Kommunikation bezüglich der Vorteile des Fahrrads, die Stärkung einer fahrradfreundlichen Mobilitätskultur sowie die explizite Anerkennung der lebensweltlichen Bedingungen und Erfahrungen verschiedener Typen von Nichtradfahrer*innen stellen dabei vielversprechende Ansätze dar.
Funder
Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur
Ludwig-Maximilians-Universität München
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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