Quantität und Qualität des Strategieeinsatzes von Grundschülerinnen und Grundschülern in reziproken Lesegruppen
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Published:2022-05-24
Issue:2
Volume:15
Page:361-378
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ISSN:1865-3553
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Container-title:Zeitschrift für Grundschulforschung
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language:de
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Short-container-title:ZfG
Author:
Völlinger Vanessa A.ORCID, Stein Lisa-Kristin, Eckart Agnes
Abstract
ZusammenfassungZur Förderung der Leseleistungen von Schülerinnen und Schülern werden von nationalen und internationalen Experten Programme empfohlen, in denen Kinder gemeinsam an Leseaufgaben arbeiten und verschiedene Lesestrategien erlernen. Die Ergebnisse von Evaluationsstudien belegen die Wirksamkeit solcher Programme für die Entwicklung individueller Leseleistungen von Schülerinnen und Schülern, enthalten jedoch keine Informationen dazu, wie die gemeinsame Strategieanwendung in den Kleingruppen abläuft. Der vorliegende Beitrag betrachtet anhand von Videomaterial zu drei Messzeitpunkten, ob und wie Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse gemeinsam die Lesestrategien Klären, Fragen und Vorhersagen auf Sachtexte anwenden und ob ein Trainingseffekt für Kinder in Kleingruppen festzustellen ist, die an einer peer-gestützten strategiebasierten Leseförderung teilgenommen haben. Dazu wird eine Interventionsgruppe mit einer Unterrichtskontrollgruppe verglichen, die regulären Deutschunterricht ohne explizite Strategieförderung erhielt. Sowohl die Quantität als auch die Qualität der Strategieanwendung in den Lesegruppen wurde anhand eines deduktiv entwickelten Schemas kodiert. Die Ergebnisse zeigen, dass zu allen drei Messzeitpunkten (Prä‑, Post- und Follow-up-Test) weniger als 50 % der Schülerinnen und Schüler Lesestrategien anwendeten. Am häufigsten wurde insgesamt die Strategie Fragen genutzt. Ein moderat positiver Trainingseffekt zeigte sich insbesondere für die Strategie Vorhersagen. Zu diskutieren ist, warum die Schülerinnen und Schüler nicht mehr Strategien auf einem höheren Elaborationsniveau anwendeten und ob weitere Kompetenzen für die wirkungsvolle Strategieanwendung in Kleingruppen benötigt werden. Die Untersuchung unterstreicht die Bedeutung prozessnaher Datenerhebung für die Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen in Forschung und Praxis.
Funder
Justus-Liebig-Universität Gießen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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