Abstract
ZusammenfassungPsychopharmaka aus der Gruppe der Antidepressiva bzw. Neuroleptika (Antipsychotika) und Lithiumpräparate haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Knochen. Sie können zur Entwicklung einer Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko beitragen (Antidepressiva, Neuroleptika), aber auch knochenprotektiv wirken (Lithiumpräparate). Antidepressiva führen zu einem Anstieg von Serotonin und/oder Noradrenalin in den Synapsen. Am Knochen bewirken sie eine Abnahme der Knochenmineraldichte und konsekutiv eine Erhöhung des Frakturrisikos. Neuroleptika führen als Dopaminrezeptorantagonisten zu einer Hyperprolaktinämie und damit zu einem sekundären Hypogonadismus; dadurch und über eine direkt negative Einwirkung auf Osteoblasten kommt es zu einer Abnahme der Knochenmineraldichte und einem erhöhten Frakturrisiko. Lithiumsalze sind hingegen knochenprotektiv; eine Therapie mit Lithiumpräparaten ist mit einer Abnahme des Frakturrisikos assoziiert. Bei einer Therapie mit Psychopharmaka, insbesondere mit Antidepressiva oder Neuroleptika, sollte auch auf die Knochengesundheit geachtet werden, vor allem bei Risikopatienten (Alter, Sturzneigung, Komedikation, vorbestehende Osteoporose, Frakturen). Die erhöhte Frakturneigung bei einer Psychopharmakatherapie ist meist multifaktoriell bedingt, da neben der direkten negativen Einwirkung der Medikamente auf den Knochen auch eine erhöhte Sturzneigung und eine Abnahme der Knochenmineraldichte durch die psychische Erkrankung per se vorliegen können. Eine Optimierung der Psychopharmakatherapie sollte unter Berücksichtigung der potenziellen Nebenwirkungen, zu denen auch das erhöhte Frakturrisiko zählt, erfolgen.
Funder
University of Innsbruck and Medical University of Innsbruck
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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