1. Siehe hierzu Ritter, P.: Im Spiegel der Arznei. S. Hirzel, Stuttgart 1990, S. 32. In Preußen betrug die Apothekendichte zwischen 1822 und 1855 weniger als eine Apotheke auf 10 000 Einwohner, im Westen Deutschlands lag sie etwas höher (eine Apotheke pro 7 000 Einwohner). Die Bearbeiter der preußischen Medizinalstatistik stellten immer wieder fest, daß die Neuzulassung von Apotheken mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt hielt (1859 und 1867). Die vom Kultusministerium verantwortete Zurückhaltung bei der Gründung von Apotheken war einerseits der Grund für Hunderte von unnötigen Todesfällen in der Bevölkerung und bot andererseits der pharmazeutischen Industrie den Anreiz zum Aufbau einer Massenproduktion und zur Schaffung eigener Vertriebsnetze.
2. Die Entwicklungslinien (Apotheken, Seidenbandindustrie, Teerfarben), die zur Etablierung der pharmazeutischen Industrie führten, sind für die Basler Firmen in folgenden Artikeln oder Büchern genauer beschrieben: Riedl, R.: A brief history of the pharmaceutical industry in Basel. In: Pill Peddlers, J. Liebenau, New York 1990, und in: Peyer, H. C.: Roche — Geschichte einer Unternehmung 1896–1996. Editiones Roche, Basel 1996. Eine gute Schilderung der Entwicklung der pharmazeutischen Industrie in Deutschland findet sich bei: Schadewaldt, H.: Die Anfänge der pharmazeutischen Industrie in Deutschland. Münchner Med. Wschr. 36, 1716–1722 (1965). Schadewaldt widmet der Apothekentradition in der Pharmaindustrie seine besondere Aufmerksamkeit. Der Zusammenhang zwischen Industrialisierung, dem Anfall von Steinkohlenteer und der chemischen Aufarbeitung dieses Rückstandes durch die Farbstoffindustrie wird in verschiedenen Beiträgen des Buches Pill Peddlers beschrieben. Eine wirklich ins einzelne gehende Beschreibung dieses Zusammenhanges, besonders der parallelen Entwicklungsstränge: Teerkohle, Farbstoffe, Chemotherapie einerseits und Apotheken, traditionelle Wirkstoffe, Pharmakologie andererseits, steht hingegen noch aus. Teildarstellungen finden sich bei: Moore, E J.: A history of chemistry. McGraw-Hill, New York 1918, Kap. 18, und Farber, E.: The evolution of chemistry. Ronald Press, New York 1952, Kapitel 13.
3. An vielen Universitäten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz existieren noch traditionelle Fakultäten für Pharmazie mit Instituten für pharmazeutische Chemie, Pharmakologie, Galenik und Pharmakognosie. Für die Universität Heidelberg wurde 1996 von einer Expertenkommission ein Vorschlag erarbeitet, der die Überführung der jetzigen Fakultät für Pharmazie in ein modernes Zentrum für Arzneimittelforschung vorsieht, in dem alle Funktionen, die für die Arzneimittelfindung wichtig sind, mit Lehrstühlen und eigenen Arbeitsgruppen vertreten sein sollen. Die Einrichtung solcher universitärer Zentren könnte der Arzneimittelforschung wichtige Impulse geben. Im Kapitel 5 wird die Möglichkeit erörtert, daß die pharmazeutische Industrie ihr «Monopol» für die Arzneimittelforschung aufgeben und daß andere Institutionen, eben auch Universitäten, daran teilhaben werden. Der Aufbau von Arzneimittelforschungsinstituten an Universitäten wäre in diesem Zusammenhang bedeutungsvoll.
4. Ebbel, B.: The Ebers Papyrus, the greatest Egyptian medical document. Leon und Muniksgaard, Kopenhagen 1937. Leake, C. D.: The old Egyptian medical papyri. University of Kansas Press 1952.
5. Eine ausführliche und mit Originalliteratur belegte Darstellung der Geschichte des Opiums findet sich bei: Sneader, W.: The evolution of modern medicines. Wiley and Sons, Chichester, New York 1985. Weiterhin bei: Wright, A. D.: The history of opium. Med. Hist.18,62–70 (1968), und in der Originalarbeit von Sertürner, F. W.: Über das Morphium, eine neue salzfähige Grundlage und die Mekonsäure als Hauptbestandtheile des Opiums. Gilberts Annalen der Physik25,56–89 (1817), Leipzig.