Abstract
ZusammenfassungZur Abschlussveranstaltung des Adapt2Clima-EU-Projekts zu „Klimawandelfolgen für die Landwirtschaft im Mittelmeerraum und Adaptionsstrategien“ trafen sich fast 160 Klimaforscher aus über 30 Ländern am 24.–25. Juni 2019 in Heraklion – mit Klimamodellen und Risikoanalyse bzw. Vulnerabilität verschiedener Mittelmeerregionen. Bei den obstbaulichen Vorträgen stellte sich einmal die Witterung zur Blüte als besonders kritisch heraus, wobei zum einen kühl-nasse Witterung die Bestäubung durch ausbleibendes Fliegen der Honigbienen verhinderte und heiße Witterung die Pollen verklebten und zum anderen Unwetter mit Starkregenfällen im Laufe des Sommers, z. B. in Skopelos im August 2015, die Fruchtqualität bzw. die Ernte und auf Kreta im Frühling 2019 die Blüte bzw. den Fruchtansatz in Frage stellten. Als relativ klimaresilient erscheinen Gebirgsregionen wie Imathia, Pella und Pilion sowie Kreta und Zypern aufgrund der Kombination aus ausreichendem Kältereiz im Winter (Chilling), geringer Spätfrostgefahr, Zugang zu Wasser und weniger Hitzeschäden. Besonders betroffen von Klimawandelfolgen im Mittelmeerraum sind Wein, Tomate und Olive – in der Reihenfolge ihres Wasserbedarfs und ihrer Empfindlichkeit gegenüber Hitze und Trockenheit. Folgende Anpassungsstrategien wurden diskutiert: 1) Wasserauffang- und Rückhaltebecken; 2) Regelung der Wasserrechte; 3) Tröpfchenbewässerung, „deficit irrigation“ oder auch Verzicht auf Bewässerung; 4) Sorten mit hohem Wasserausnutzungsgrad (WUE); 5) geringe Pflanzdichten/extensiver Anbau; 6) Senkung der Evapotranspiration, z. B. durch Beschattung mit Schattier- oder Hagelnetzen; 7) Verzicht auf Bodenbearbeitung; 8) Kurzhalten des Grasaufwuchses oder cover crop im Winter aufgrund von Wasser- und Nährstoffkonkurrenz sowie Brandgefahr; 9) bei Oliven Einbringen von geschreddertem Schnittholz (statt Verbrennen) und 10) der Pressrückstände bzw. -kuchen sowie 11) im Weinbau Anbauverschiebung in nördliche Bergregionen. Ein Teil dieser Maßnahmen bedeutet einen Bruch mit althergebrachten Traditionen, da sowohl das Pflügen bzw. die Bodenbearbeitung als auch das Verbrennen von Schnittholz in Olivenhainen im Besitz der älteren Landbevölkerung in manchen Regionen Griechenlands nicht wegzudenken sind und aus einer Zeit stammen, als Schredder noch unbekannt waren. Die vielversprechenden Ansätze im Mittelmeerraum können auch ein Umdenken im Obstbau und den Beginn einer neuen Ära bedeuten, wenn neben der Erzeugung hochwertiger Früchte Klima- bzw. CO2-relevante Aspekte bei den Kultur- und Pflegemaßnahmen berücksichtigt und entlohnt werden.
Funder
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Publisher
Springer Science and Business Media LLC