Abstract
ZusammenfassungUm die Möglichkeit der Humusanreicherung und CO2-Speicherung („carbon sequestration“) in Obstanlagen zu untersuchen, wurden Bodenanalysen aus dem 1968 angelegten Dauerdüngungsversuch auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn ausgewertet. Das Klima ist dort mild atlantisch geprägt mit 600 mm Jahresniederschlag bei einer Durchschnittstemperatur von 9,6 °C. Die fruchtbare Parabraunerde auf mehreren Metern alluvialem Löß hat eine Bodenzahl von ca. 90 und ist zur Zeit mit Kirschen auf Gisela-Unterlage bepflanzt – mit Grasmulchwirtschaft; Schnittholz verbleibt in der Anlage. Die 4 ausgewählten Düngevarianten mit je 40 Bäumen sind 1) Kontrolle ohne Düngung, 2) Kalken (1 t/ha CaO alle 10 Jahre) – zur pH-Stabilisierung, 3) Kalken und organische Düngung (anfangs mit Stallmist, dann Grünkompost) und 4) Kalken mit anorganischer NPK-Düngung (40 kg N/ha und Jahr); alle Behandlungen erfolgten ausschließlich auf den Baumstreifen mit folgenden Ergebnissen:1) Auf diesem fruchtbaren Boden entwickelten sich die Obstkulturen auch ohne zusätzliche Düngung gut. Die Kontrollbäume wiesen weder Nährstoffmangel noch Ertragsdepressionen auf und profitierten von der Grasmulchwirtschaft und geschreddertem Schnittholz.2) Gelegentliche Kalkung über 50 Jahre erhöhte den pH-Wert von 6,3 auf 6,7 ins pH-Optimum für Steinobst und Verfügbarkeit der meisten Nährstoffe; in der ungedüngten Kontrolle sank der pH-Wert auf 5,7–5,9 und bestätigt damit die in der Literatur beschriebene langsame Versauerung des Bodens bei langjährigem Herbizideinsatz.3) Kalken und organische Düngung – in Form von Stallmist (ca. 3 t TM/ha und Jahr) in den ersten 30 und Grünkompost mit ø 10 t TM/ha und Jahr in den letzten 10 Jahren – erhöhte den Humusgehalt um das 2,5fache von 1,8 % in 1968 auf 4,3 % Humus in 2021; dies entspricht einer Humusanreicherung von ø 0,03 % Humus pro Jahr.4) Die Verdoppelung des organischen Kohlenstoffs (SOC) von ca. 1 % auf ca. 2,5 % entspricht etwa einer Speicherung von 37,5 t CO2/ha über 53 Jahre im Boden bzw. ca. 0,7 t CO2/ha und Jahr bei ausschließlich organischer Düngung und Kalkung.5) Kalken und anorganische NPK-Düngung erhöhten den pH-Wert und Nährstoffgehalt des Bodens. Die Ergebnisse werden diskutiert bezüglich der Möglichkeit einer Doppelnutzung von Obstproduktion und Klimawirkung als Kohlenstoffspeicher; diese wurde unter den Meckenheimer Klima- und Bodenbedingungen jedoch nur dann erreicht, wenn langfristig und regelmäßig organischer Dünger und Kalk zur Erhaltung des pH-Werts verabreicht wurde – und nicht bei ausschließlichem Kalken oder anorganischer NPK-Düngung, wobei überhöhte Nährstoff- und Humusgehalte negative Folgen auf die Kultur haben können.
Funder
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Publisher
Springer Science and Business Media LLC