Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Infolge der demografischen Entwicklung ist ein deutlicher Anstieg von multimorbiden Notfallpatient*innen in der klinischen Notfall- und Akutmedizin in Deutschland zu verzeichnen. Zur Definition operationalisierbarer Kriterien für die Notwendigkeit der stationären Aufnahmeindikation in diesem Patientenkollektiv wurde eine hierarchische Clusteranalyse durchgeführt.
Methodik
In einer retrospektiven, monozentrischen Studie wurden Daten von n = 35.249 Notfällen (01/2016–05/2018) analysiert. Multimorbidität (MM) wurde bei Vorliegen von mehr als 5 im Behandlungsverlauf resultierenden ICD-10-GM-Diagnosen definiert. Es erfolgte eine hierarchische Clusteranalyse der zuvor in 112 Subcluster zusammengefassten Diagnosen zur Ermittlung spezifischer Cluster stationärer und ambulanter Fälle.
Ergebnisse
Stationäre Aufnahmen erfolgten bei 81,2 % aller Notfälle (n = 28.633). Die Kriterien der MM wurden bei 54,7 % der stationären (n = 15.652) und 0,97 % der ambulanten Fälle (n = 64) erfüllt. Der Altersunterschied zwischen letzteren war hochsignifikant (68,7/60,8 Jahre; p < 0,001).
Durch hierarchische Clusteranalyse wurden für stationär aufgenommene, multimorbide Patient*innen (MP) 13 Cluster mit unterschiedlichen Diagnosen und für ambulante MP 7 Cluster mit vorrangig hämatologischen Malignomen identifiziert. Die Notaufnahmeverweildauer (VWD) stationärer MP war mehr als doppelt so lang (max. 8,3 h) wie die ambulanter MP (max. 3,2 h).
Schlussfolgerungen
Es wurden für MM typische Diagnosekombinationen in Form von Clustern identifiziert. Im Vergleich zu monodimensionalen oder kombinierten Diagnosen resultiert durch die statistisch erhobene Clusterbildung eine wesentlich genauere Prognose für die Disposition in der klinischen Notfallversorgung als auch für die leistungsrechtliche Prozesszuordnung.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC