Abstract
ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag zeigt narrative Konstitutions- und Stabilisierungsangebote kollektiver ,rechter‘ Identität in religionsbezogener Kommunikation auf. Dabei wird deutlich, dass die Affordanzen identitätsbildender Identifikationsangebote in der Konstruktion bestimmter Narrative angelegt sind. Exemplarisch zeigt sich dies über die Konturierung eines rechtspopulistischen (religiös getönten) Masternarrativs: Forcierte Distinktionsbestimmungen zielen auf eine bestimmte Strukturierung der Wahrnehmung sozialer Realität ab. Dazu bedienen sich Kommunikationsteilnehmer:innen auf synchroner Ebene der Figur des Anti-Elitismus, in diachroner Perspektive der Vitalisierung der Vorstellung eines ,heartlands‘, das in scharfem Kontrast zur krisenhaft beschriebenen Gegenwart steht. Beide Momente der potenziell (gruppen-)identitätsbildenden Angebote, so ist anzunehmen, begünstigen nicht zuletzt affektiv die diskursive Rezeptivität und Produktivität nicht nur des Masternarrativs, sondern auch entsprechender rechtspopulistischer Narrativfragmente. Wenngleich Gary Alan Fines Klassifizierung sogenannter „movement stories“ nicht eins zu eins auf das Material des Projektes anwendbar ist, so lässt die Relektüre des Materials mit der Brille der Ausdifferenzierung in „horror stories“, „war stories“ und „happy endings“ noch einmal die unterschiedlichen narrativen Möglichkeiten und Realisierungen potenziell identitätsstiftender Identifikationsangebote in rechtspopulistischer, gar als rechtsextrem zu bezeichnenden Kommunikationen aufleuchten.
Funder
Eberhard Karls Universität Tübingen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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