Bildungen von „Parteiungen“ (dang) in der konfuzianischen Bürokratie im vormodernen China

Author:

Meyer ChristianORCID

Abstract

ZusammenfassungDer Artikel thematisiert die Frage von Parteiungen im vormodernen China im Spannungsfeld der bürokratischen Mechanismen einerseits und des Konfuzianismus als Leitideologie des kaiserlichen China andererseits. Er verfolgt zunächst begriffsgeschichtlich den Terminusdang黨, der heute in Ostasien als Übersetzungsbegriff für ‚Partei‘ fungiert, jedoch im traditionellen China das Stichwort zu Debatten um Gruppenbildungen darstellte. Dieser war zumeist negativ als „Cliquenbildung“ zu Karrierezwecken konnotiert.Am Beispiel der Gruppenbildungsstrukturen des 11. Jahrhunderts wird herausgearbeitet, von welchen Faktoren die Bildung von Parteiungen abhing. Der Artikel argumentiert, dass Parteiungen einerseits eine strukturelle Notwendigkeit der Gruppe- und Meinungsbildung innerhalb eines größeren kommunikativen Kontexts, der Bürokratie, darstellten, andererseits solche Gruppenbildung eng mit ideologischen Aspekten verbunden waren. Dies lässt sich anhand des Einflusses von innerkonfuzianischen intellektuellen Bewegungen wie derGuwen-und der neokonfuzianischenDaoxue-Bewegung ablesen. Parteiungsbildungen und intellektuelle Bewegungen korrelieren hier deutlich. Die kaiserlichen Opferriten hatten als symbolische Materie einen hohen Stellenwert in Parteiungskämpfen, Ritenfragen konnten als spezifische Konfliktlinien jedoch nur seltener oder nur zeitweise gruppenbildend wirken.Die komplexe Dynamik kontinuierlicher Neuformierungen von ‚Parteiungen‘ (dang) in der Nördlichen Song-Dynastie (960–1126 n. Chr.) lässt sich insgesamt nur durch ein Zusammenwirken von Karriereinteressen, Loyalitätstrukturen und gruppenbildenden Ideologien entlang wechselnder Konfliktlinien innerhalb der Zivilbürokratie und der diese tragenden konfuzianischen Gelehrtenschicht analysieren. Sie spiegelt dabei das komplexe Ineinander von Konfuzianismus und Staat.Der Begriffdangkann als chinesischer Keyterm dienen, der nicht nur eine komparative Perspektive auf das Thema ermöglicht, sondern durch seine lokale Begriffsgeschichte einen religionswissenschaftlichen Keyterm ‚Parteiung‘ (oder Englisch ‚faction‘) mit Beobachtungen zu spezifischen außerwestlichen (chinesisch-konfuzianischen) Konstellationen bereichert.

Funder

Freie Universität Berlin

Publisher

Springer Science and Business Media LLC

Subject

General Medicine

Reference55 articles.

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