Author:
Bender-Säbelkampf Sophia,Troschütz Stephan,Graw Matthias,Braun Christian
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Der Organspendeskandal (OSS) 2012 führte zu einem dramatischen Einbruch der Spendebereitschaft. Im Zeitraum nach dem OSS verantwortete die Rechtsmedizin München 2013–2015 mit 51 muskuloskeletalen, 145 Cornea- und 38 Herzklappenentnahmen zahlreiche Gewebespenden im süddeutschen Raum.
Fragestellung
Die Ziele dieser Studie waren die Bestimmung des Einflusses des OSS auf die Gewebespende sowie die Auswirkung des ärztlichen Aufklärungsgespräches auf das Entscheidungsverhalten der Angehörigen.
Material und Methoden
Die Protokolle der Aufklärungsgespräche mit den Angehörigen im Zeitraum von Juli 2012 bis Dezember 2015 wurden auf Diskussionen, Erwähnungen sowie Entscheidungsverhalten im Zusammenhang mit dem OSS evaluiert. Zudem erfolgte im Jahresabstand nach der Spende eine retrospektive Evaluation des Aufklärungsgespräches durch die Angehörigen anhand eines Fragenkatalogs mit 9 Items.
Ergebnisse
Bei 388 potenziellen Spendern lag die Zustimmung bei 54,9 %. In 40 Fällen war der OSS Diskussionspunkt und resultierte in 15 Fällen in Ablehnung. Davon wurde in 6 Fällen ein Spendeausweis zuvor vom Verstorbenen aufgrund des OSS vernichtet, wobei in 4 Fällen nach Diskussion mit den Angehörigen eine Zustimmung erreicht wurde. Insgesamt bewerteten 142 Angehörige das Aufklärungsgespräch als positiv und die Spende als sinnstiftend. Die Entscheidungen waren zu 100 % stabil.
Diskussion
Die guten Resultate der Evaluation sowie der dieses Spendeprojekt nur gering beeinflussende OSS beruhen vor allem auf der mit Empathie und Erfahrung durchgeführten Aufklärung. Zum Vertrauensaufbau der Bevölkerung benötigt es ärztlicherseits ein aktives Informationsangebot und lückenlose Transparenz.
Funder
Universitätsklinikum Erlangen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Pathology and Forensic Medicine