Author:
Keimling S.,Babian C.,Dreßler J.
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Weltweit wird von einer durch die COVID-19-Pandemie bedingten Übersterblichkeit gesprochen. Ziel dieser Arbeit ist es zu prüfen, ob diese Übersterblichkeit nicht nur durch letale Krankheitsverläufe, sondern auch durch pandemieassoziierte gewaltsame Todesfälle verursacht wurde.
Material und Methoden
In einer retrospektiven Studie wurden 825 Sektionsgutachten des Leipziger Instituts für Rechtsmedizin des Jahres 2020 ausgewertet: darunter 72 Suizide und 14 Homizide, welche auf einen Zusammenhang zur COVID-19-Pandemie untersucht wurden. Einbezogen wurden Ergebnisse der kriminalpolizeilichen Ermittlungen, sowie die Todesursachenstatistik der jeweiligen zuständigen Behörden der Jahre 2015–2020. Es erfolgte eine anonymisierte Dateneingabe. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse
Insgesamt waren 5 von 72 Suiziden (6,94 %) und einer von 14 Homiziden (7,14 %) durch die COVID-19-Pandemie motiviert. Die Anzahl der Suizide in Deutschland war in den Jahren 2015 bis 2020 insgesamt rückläufig; deutschlandweit war kein signifikanter Anstieg der Suizide 2020 erkennbar, wohingegen die Anzahl der Suizide in Sachsen im ersten Pandemiejahr 2020 um 8,7 % (nicht signifikant) stieg.
Diskussion
In der untersuchten sächsischen Stichprobe waren ca. 7 % der Suizide und Homizide durch die COVID-19-Pandemie motiviert. Motive waren unter anderem: Ausgangsbeschränkungen, Reiseverbote, Angst vor einer Infektion mit dem COVID-19-Virus und pandemiebedingte Veränderungen im sozialen Umfeld.
Die „COVID-19-bedingte Übersterblichkeit“ ist damit auch auf pandemieassoziierte gewaltsame Todesfälle zurückzuführen.
Es wird beabsichtigt, die Untersuchungen für das zweite Pandemiejahr (2021) fortzuführen.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Pathology and Forensic Medicine
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