Author:
Feucht Martha,Glatter Sarah,Pimpel Birgit
Abstract
ZusammenfassungObwohl nicht unmittelbar den Epilepsien zuzuordnen, gehören Fieberkrämpfe (FK) zu den häufigsten Anfallserkrankungen des Kindesalters (Lebenszeitprävalenz: 2–5 %). Entsprechend Definitionsvorschlag der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) sind FK epileptische Anfälle, die im Rahmen fieberhafter Infekte (Temperatur > 38 °C) bei neurologisch gesunden Kindern zwischen 6 und 60 Monaten auftreten. Drei Subkategorien sind beschrieben: einfacher FK (70–90 % aller FK), komplizierter FK (10–35 % aller FK) und febriler Status epilepticus (FSE). Die Pathophysiologie von FK ist unklar, aktuell wird eine multifaktorielle – (poly)genetische und durch Umweltfaktoren bedingte – Genese favorisiert. Die Langzeitprognose ist günstig (Spontanremission in 95 %). Rezente Studien berichten jedoch über gehäuft auftretende neuropsychiatrische Störungen. Das Risiko, nach FK eine Epilepsie zu entwickeln, variiert je nach FK-Typ, ist aber generell nicht wesentlich höher als jenes in der Allgemeinbevölkerung. Folgende, mit FK assoziierte Syndrome weisen ein erhöhtes Risiko für eine nachfolgende Epilepsie bzw. irreversible neurologische Folgeschäden auf: die fieberinduzierte refraktäre epileptische Enzephalopathie von Schulkindern (FIRES), das Hemikonvulsions-Hemiplegie-Epilepsie(HHE)-Syndrom und die genetische/generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus (GEFS+). Die kausale Rolle komplizierter FK oder FSE für nachfolgende Ammonshornsklerose (AHS) und pharmakoresistente mesiale Temporallappenepilepsie (mTLE) ist aktuellen experimentellen und klinischen Daten zufolge nicht bewiesen, eine primäre Vorschädigung des Hippocampus als wahrscheinlicher anzunehmen. Das folgende Update beinhaltet – basierend auf aktueller Evidenz – Empfehlungen für (Differenzial‑)Diagnostik und Management von FK.
Funder
Medical University of Vienna
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Clinical Neurology,Pediatrics, Perinatology, and Child Health