Affiliation:
1. Departement für Anästhesie, St. Claraspital, Basel
2. Departement für Anästhesie, Operative Intensivbehandlung, präklinische Notfallmedizin und Schmerztherapie, Universitätsspital, Basel
Abstract
Zusammenfassung. Die Behandlung eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms stellt nach wie vor eine grosse Herausforderung dar, sowohl für den Patienten als auch für die in die Behandlung involvierten Ärzte und Therapeuten. Die Diagnose wird rein klinisch gemäss der Vorgabe der International Association for the Study of Pain (IASP) anhand der validierten und zuletzt im 2007 modifizierten „Budapester Kriterien“ gestellt. Diagnosekriterien älteren Datums sollten nicht mehr verwendet werden, da sie einerseits zu einer falsch hohen Anzahl Diagnosen führen und andererseits auch versicherungstechnisch und bei Kostengutsprachen zu Problemen führen könnten. Das Hauptmerkmal des „komplexen regionalen Schmerzsyndroms“ sind wie in der Bezeichnung enthalten starke Schmerzen, welche überproportional zum auslösenden Momentum (z. B. Bagatelltrauma, operativer Eingriff) erscheinen. Das Syndrom betrifft dabei praktisch ausschliesslich die Extremitäten. Die pathophysiologische Endstrecke scheint eine übermässig aktivierte Entzündungsreaktion zu sein, welche sich selber unterhält. Dabei spielen je nach Patientenkasuistik verschiedene Mechanismen mit. Zu diesen gehört unter anderem eine pathologische Aktivierung / Dysregulierung des Sympathikus, eine lokale Erhöhung von Entzündungsmediatoren wie Cytokinen, Interleukinen, eine aktivierte Osteoklastenaktivität mit erhöhtem Knochenabbau sowie humorale Faktoren mit Autoantikörpern u. a. gegen alpha1-Rezeptoren. Das klinische Bild eines CRPS scheint eher die gemeinsame Endstrecke von noch nicht im ganzen Umfang verstandenen Pathologien zu sein als das Resultat eines einzelnen spezifischen Pathomechanismus. Entsprechend wird bei Inexistenz einer kausalen „Standardtherapie“ die Behandlung dem Patienten angepasst. Neben Medikamenten sind auch physikalische Massnahmen und je nach Schweregrad und Leidensdruck parallel psychologische / psychoedukative Therapien indiziert. Die Prognose eines schweren CRPS ist nach wie vor ungünstig und bis zu 30 % der Patienten erleben einen permanenten Arbeitsplatzverlust im Verlauf der Erkrankung.