Die Rolle des Genotyps bei der generationsübergreifenden Übertragung belastender Kindheitserlebnisse

Author:

Reichl Corinna1,Kaess Michael1,Resch Franz1,Brunner Romuald1

Affiliation:

1. Sektion Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg

Abstract

Die Prävalenz von Kindesmisshandlung und -missbrauch wird in Deutschland auf etwa 15 % geschätzt. Bisherige Forschungsergebnisse weisen zudem darauf hin, dass etwa ein Drittel der Personen mit belastenden Kindheitserlebnissen später wenig sensitiv auf die Bedürfnisse ihrer eigenen Kinder reagieren oder ein erhöhtes Misshandlungspotential aufweisen. Empirische Studien legen nahe, dass ein Teil der interindividuellen Unterschiede hinsichtlich der Reaktivität auf belastende Kindheitserlebnisse durch Gen-Umwelt-Interaktionen erklärt werden können. Im vorliegenden Artikel wird ein mögliches Zusammenspiel von Genen und Umwelt bei der Übertragung von Misshandlungsverhalten sowie (in)sensitivem Erziehungsverhalten dargestellt, aber auch vor dem Hintergrund der Probleme der aktuellen genetischen Forschung kritisch diskutiert. Hierzu werden ausgewählte Studien zu Gen-Umwelt-Interaktionen dargestellt und relevante Genpolymorphismen identifiziert. Zusammenfassend berichteten bisherige Studien vor allem Interaktionen zwischen negativen Kindheitserlebnissen und Genpolymorphismen der serotonergen und dopaminergen Systeme sowie der Oxytocin- und Vasopressin-Systeme bei der Vorhersage sozialer Verhaltensweisen in Eltern-Kind-Interaktionen. Die Ergebnisse weisen auf eine differentielle Sensitivität gegenüber negativen und positiven Umwelteinflüssen in Abhängigkeit bestimmter Genausprägungen hin. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten daher Effekte vermeintlicher Risikogenvarianten der Kinder innerhalb negativer wie auch förderlicher Erziehungsumwelten untersuchen. Nur so kann ein näheres Verständnis zugrundeliegender Mechanismen der transgenerationalen Übertragung von Misshandlungspotential und Erziehungsverhalten erzielt und fälschliche Stigmatisierung vermieden werden.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology,General Medicine,Pediatrics, Perinatology and Child Health

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