Welche Auswirkungen hat Alkoholkonsum während der Entwöhnungsbehandlung bei Alkoholabhängigkeit auf den langfristigen Behandlungserfolg?

Abstract

Zusammenfassung: Fragestellung: Es wurde untersucht, ob Alkoholkonsum während einer abstinenzorientierten Entwöhnungsbehandlung einen Zusammenhang mit dem Abstinenzstatus und der beruflichen Teilhabe ein Jahr nach Behandlungsende aufweist. Außerdem wurde untersucht, ob der Zusammenhang durch andere bekannte Prädiktoren langfristiger Abstinenz beeinflusst wird und welche Merkmale von Patient_innen mit dem Alkoholkonsum während der Behandlung zusammenhängen. Methoden: In einer Stichprobe von 1.262 Patient_innen mit der Hauptdiagnose Alkoholabhängigkeit wurden Zusammenhänge zwischen Aufnahme-, Behandlungs- und Ein-Jahres-Katamnese-Daten einer stationärewn medizinischen Rehabilitationsbehandlung mittels logistischer Regression untersucht. Es wurden modifizierte Completers-only und Intention-to-treat Analysen entsprechend den Katamnesestandards DGSS1 und DGSS4 der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie durchgeführt. Ergebnisse: Es zeigte sich in beiden Berechnungsformen ein signifikanter Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum während der Behandlung und Rückfall im Katamnesezeitraum, der auch bei Hinzunahme weiterer Variablen im Regressionsmodell bestehen blieb. Dagegen konnte zwischen Alkoholkonsum während der Behandlung und dem Erwerbsstatus ein Jahr später kein signifikanter Zusammenhang gefunden werden. Alkoholkonsum während der Behandlung trat umso häufiger auf je jünger die Patient_innen waren und je mehr Entzugsbehandlungen sie hatten. Schlussfolgerungen: Patient_innen mit Alkoholabhängigkeit, die bereits während einer stationären Entwöhnungsbehandlung Alkohol konsumieren, sind trotz Weiterbehandlung mit höherer Wahrscheinlichkeit im 1-Jahreskatamnesezeitraum rückfällig. Dagegen scheint der langfristige Erwerbsstatus der Patient_innen eher mit anderen Faktoren zusammenzuhängen als mit dem Alkoholkonsum während der Behandlung. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass weiterer Forschungsbedarf zum Alkoholkonsum während einer stationären Entwöhnungsbehandlung besteht. Genauere Erkenntnisse könnten dazu beitragen, den Betroffenen langfristig eine erfolgreichere Bewältigung ihrer substanzbezogenen Störung zu ermöglichen.