Affiliation:
1. Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie,
Universität Leipzig
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Resilienz gilt als persönliche Ressource bei der
Verarbeitung belastender und traumatischer Erfahrungen und findet in der
psychoonkologischen Forschung zunehmend Beachtung. Ziel dieser Studie ist
es, die Resilienz bei langzeitüberlebenden Krebspatienten in
Abhängigkeit von Depressivität, Angst sowie
soziodemografischen und krankheitsbezogenen Faktoren zu untersuchen und mit
der Allgemeinbevölkerung zu vergleichen.
Material und Methoden Es wurden 972 Krebspatienten (53%
männlich, im Mittel 67 Jahre, 25% Prostatakrebs, 22%
Brustkrebs) befragt, deren Diagnose 5 bzw. 10 Jahre zurücklag.
Erhoben wurden Resilienz (RS-11), Depressivität (PHQ-9) und Angst
(GAD-7). Die Rekrutierung erfolgte über das Regionale Klinische
Krebsregister Leipzig (RKKL).
Ergebnisse Die Resilienz unterschied sich nicht signifikant in den
beiden Kohorten (5 Jahre nach Diagnose: M=58,5 / 10 Jahre
nach Diagnose: M=59,0; p=0,631). Im Regressionsmodell
zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen hoher Resilienz und
geringer Depressivität (Beta=0,307; p<0,001) sowie
den Variablen Familienstand (verheiratet, Beta=0,080;
p=0,016), höherer Bildung (Beta=0,101;
p=0,002) und Erwerbstätigkeit (Beta=0,087; 0,008).
20% der Varianz der Resilienz konnten durch die unabhängigen
Variablen erklärt werden.
Diskussion Die Befunde unterstützen die Theorie, dass es sich
bei der Resilienz um ein stabiles Personenmerkmal handelt, welches
Zusammenhänge zu bestimmten soziodemografischen Merkmalen oder
Merkmalskonstellationen aufweist. Eine niedrige Resilienz zeigte sich
insbesondere bei alleinstehenden Patienten, Patienten ohne Arbeit sowie
Patienten mit einem niedrigen sozioökonomischen Status. Patienten
mit Krebserkrankung und einer geringen psychischen
Widerstandsfähigkeit und dem damit verbundenen erhöhten
Risiko für psychische Belastungen können somit zu einem
frühen Zeitpunkt der Erkrankung ermittelt werden.
Schlussfolgerung Vor allem Patienten mit einer geringen Resilienz
benötigen langfristige Unterstützung bei der Verarbeitung
der Krebserkrankung und eine Einbindung in psychosoziale Nachsorge-Programme
(Cancer-Survivorship-Care-Pläne).
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Cited by
7 articles.
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