Affiliation:
1. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2. Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Christian-Doppler-Klinik Salzburg
3. Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Eine körpermedizinische Behandlung bei erwachsenen Transgender-Personen steht mit positiven Ergebnissen bezüglich der sexuellen Zufriedenheit in Zusammenhang sowie im Jugendalter mit einem verbesserten psychosozialen Wohlbefinden. Dennoch gibt es bisher nur eine Studie, die die sexuellen und romantischen Erfahrungen von Transgender-Jugendlichen vor Beginn einer solchen Behandlung untersucht hat.
Forschungsziele Ziel war es, das Sexualverhalten von unbehandelten Transgender-Jugendlichen, die in der Hamburger Spezialsprechstunde die Diagnose Geschlechtsdysphorie erhalten hatten, zu untersuchen.
Methoden Es wurden die Häufigkeitsangaben zu sexuellen Erfahrungen aus den Fragebogen-Sets von n = 126 unbehandelten Transgender-Jugendlichen im Alter von 15.6 Jahren deskriptiv ausgewertet. Dabei wurde zudem nach Geschlecht und Altersgruppen unterschieden sowie nach dem Ausmaß der sozialen Transition.
Ergebnisse Während die Mehrzahl der befragten Jugendlichen schon einmal verliebt (85 %) bzw. in einer festen Partnerschaft (65 %) war und etwa die Hälfte der Befragten sexuelle Fantasien und Masturbation berichtete, waren sie in den körperlich-sexuellen und Partner*innen-assoziierten Erfahrungsbereichen weniger erfahren. Weniger als die Hälfte (44 %) berichtete von intimen sexuellen Erfahrungen mit anderen Jugendlichen oder Geschlechtsverkehr (knapp 14 %). Ältere Jugendliche (15–18 Jahre) und jene, die bereits eine soziale Transition vollzogen hatten, machten vergleichsweise mehr sexuelle Erfahrungen als jüngere Jugendliche (11–14 Jahre) oder jene, die überwiegend in der Rolle des Zuweisungsgeschlechts lebten.
Schlussfolgerung Die befragten Transgender-Jugendlichen machten nicht die sexuell-körperlichen Partner*innen-assoziierten Erfahrungen, die andere Jugendliche im gleichen Alter machen. Dieser Befund verweist auf die mögliche Bedeutung einer Transition im Jugendalter für die psychosexuelle Entwicklung. Ebenso verweist er auf die Bedeutung des Schutzraums einer psychosozialen Beratung oder Therapie für Transgender-Jugendliche, um sexualitätsbezogene Themen bei Bedarf besprechen zu können.
Subject
General Psychology,Reproductive Medicine
Cited by
7 articles.
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