Affiliation:
1. Blutspende Zürich SRK, Schlieren, Schweiz
Abstract
ZusammenfassungAufgrund der starken Immunogenität des KEL1-Antigens ist dessen Erhebung oft Teil
der routinemäßigen Spendertypisierung. Am Blutspendezentrum Zürich wird KEL1
serologisch als auch genetisch mittels Hochdurchsatzgenotypisierung bestimmt.
Genotyp-Phänotypdiskrepanzen werden normalerweise durch eine aufwendige
Sanger-Sequenzierung aller 19 Exons gelöst, welche jedoch keine Erstellung von
Haplotypen zulässt. Hier präsentieren wir ein alternatives Vorgehen, das auf der
neuesten Sequenzierungstechnologie von Oxford Nanopore Technologies basiert und
die Generierung von Haplotypen ganzer Gene ermöglicht.Zur Ermittlung der KEL1-Expression kamen serologische Standardmethoden zur
Anwendung. Vier Varianten innerhalb des KEL-Gens waren Teil der auf
MALDI-TOF Massenspektrometrie basierenden Hochdurchsatz genotypisierung,
darunter c.578C>T, welches die KEL1/2-Expression bestimmt. Die Bestätigung
diskrepanter Ergebnisse erfolgte mittels PCR-SSP und serologischen
Untersuchungen zur Antigenexpressionsstärke wie Adsorptions-Elutionsanalysen und
Durchflusszytometrie. Zur Auflösung einer Diskrepanz bei einem Spender
amplifizierten wir das ~21 kb lange KEL mit zwei sich um 4.4 kb
überlappenden «long-range» PCRs von 12.7 kb und 14.3 kb Länge. Die Überlappung
war dabei für die Haplotypisierung wesentlich. Die Nanopore-Sequenzierung der
PCR-Amplifikate erfolgte auf einer Flongle flow cell, und die detektierten
exonischen Varianten wurden durch Sanger-Sequenzierung bestätigt.Wir identifizierten einen heterozygoten KEL*01/02-Blutspender mit einem
KEL:-1,2 (K-k+) Phänotyp. Diese Diskrepanz wies auf ein Null-Allel
(KEL*01N) hin. Die Analyse der Probe ergab eine bisher bei der ISBT
noch nicht beschriebene Missense-Variante in Exon 11 (c.1241C>A, p.Thr414Lys,
rs1384232704), welche dem KEL*01-Allel zugeordnet werden konnte. Da kein
KEL1-Antigen auf der Oberfläche der Erythrozyten nachweisbar war, wurde die
Genvariante als Null-Allel definiert.Mit Hilfe der Nanopore-Sequenzierung konnten wir eine Diskrepanz zwischen Genotyp
und Phänotyp innerhalb kurzer Zeit auflösen und ein neues KEL*01N-Allel
beschreiben. Die Long-Read Technologie vereinfachte maßgeblich die
Haplotypisierung des KEL-Gens und dies in einem kostengünstigen sowie
zeitsparenden Verfahren, welches sich auch für die Abklärung von
Genotyp-Phänotypdiskrepanzen in vielen anderen Blutgruppensystemen eignet.
Reference24 articles.
1. Genomics in the long-read sequencing era;E L van Dijk;Trends Genet,2023
2. A draft human pangenome reference;W W Liao;Nature,2023
3. Long read sequencing on its way to the routine diagnostics of genetic
diseases;G Olivucci;Front Genet,2024
4. Long-Read Sequencing in Blood Group Genetics;G A Thun;Transfus Med Hemotherapy,2023
5. The Kell blood group system and the McLeod phenotype;C M Redman;Semin Hematol,1993